Sonntag, 3. Mai 2009

Marktmagd


Foto-Kryptik und Modefotografie haben auf den ersten Blick wenig miteinander gemein. Modefotografie ist Magd. Magd des Marktes. Sie will und muß verführen. Dafür wird sie bezahlt. Aufreizen, zum Kauf animieren, betäuben, sichtbar machen, in Szene setzen. Sie spielt und webt mit und an Raum, Körper, Stoffen, Farben, Formen, Assessoires. Damit prägt sie Zeitgeist, facht Formbewußtsein an, bebildert Kleidungs-Kultur, Geschlechterverhältnisse und organisiert Erinnerungen. Kryptisch ist sie notgedrungen, weil sie nie weiß, ob das, was sie macht, wirkt, verstanden wird und Bestand hat. Auf die Frage, warum er (Mode)Fotograf geworden ist, antwortet Nick Knight:
"Bestimmt nicht, weil ich den Menschen zeigen will, wie ich die Welt sehe. Schon eher, weil ich selbst etwas sehen will, das ich noch nicht gesehen habe. Das ist ja ein klassisches Mißverständnis in Bezug auf die Fotografie: dass Fotografen das abbilden, was sie sehen. Richtig ist: Als Fotograf sieht man in dem Moment, in dem man den Auslöser drückt, selbst noch nicht das Bild, was man gerade aufnimmt. Es gibt den Moment, in dem die Blende zuschnappt - doch dazwischen passieren allerhand Dinge, die erst auf dem Abzug sichtbar werden. Als Fotograf tut man also gewissermaßen nichts anderes, als einem Moment zuvorzukommen." *
Die Haltung macht's.
(Teil VI)
* Spex, Heft #320, 05-06

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