Mittwoch, 30. September 2009

Verwirrspiele


Allen sei’s gesagt: Theater macht Spaß, riesig Spaß sogar! Aber von vorn und nicht allzu lang. „Deutschland im Jahre Null“ hieß das Nachkriegsdrama von Rossellini. Wer sehen möchte, wie die Stadt Berlin nach Kriegsende aussah, sollte sich diesen Film noch einmal anschauen. Die Stunde Null - das Jahr 1945 - ist gleichzeitig das Geburtsjahr von Rainer Werner Fassbinder. Rossellinis Geschichte und der von Fassbinder zur „Kunstform“ erhobenen Verbindung von Theater und Film folgt René Pollesch in seiner neuen Produktion. Eine Gruppe Schauspieler irrt durch’s Gelände auf der Suche nach Drehort, Filmcrew, Bühne und glaubt sich im Innersten der „Cinecittà“. Roms Filmstudio diente einst Rossellini, Fellini, später auch Corbucci und Sergio Leone als Arbeitsstätte. Film und Theater folgen einander, kommentieren einander und bieten Alternativen in der Wahl der Spielorte, des Tempos, der „Farben“ und der Intensität von Spiel und Sprache. Und wie immer, sind es bei Pollesch die ganz großen Fragen: wer sind wir, brauchen wir einander, ist der Kapitalismus fertig mit uns, passt Gesellschaft in einen Schrank und ist Glück machbar. Furios, witzig und geistreich. Sprachslapstick, Verwirrspiel, philosophisches Sextett, atemberaubend dicht und immer hart an der Grenze der Aufnahmemöglichkeiten des Publikums. Theater auf Augenhöhe mit den Anmutungen der Zeit. Kleine Fallen legt die BEWAG. Sie sperrt immer mal wieder den Strom, ohne damit den Strom der Ereignisse und der Worte wirklich stoppen zu können. Taschentuch mitnehmen, Lachmuskeln vorher auslüften und entspannen. Sie werden gebraucht.

Wahlverhalten


Um die unten gestellte Frage, wird alles gut, zu beantworten: schau’n wir mal. Ein Blick auf die Ergebnisse meines Wahllokales zeigt, dass in der Donaustraße nicht gerade die fleißigsten Wahlgängerinnen wohnen. Schlappe 47,5 % hielten den Gang für erforderlich und sinnvoll. Rechnen wir die noch ab, die zwar volljährig, aber aufgrund ihres Passes nicht wählen dürfen, dann kommen wir auf ca. 40 % Wahlbeteiligung der im Kiez lebenden Bürgerinnen und Bürger. Wahrlich nicht berauschend. Das wirft dann doch die Frage auf, was wir künftig tun müssen, damit Parlamente ihre Legitimation nicht verlieren. Regieren ohne „echte“ Zustimmung der Regierten - und sei es nur per Akklamation - ist auf Dauer ein Problem. Das Ergebnis ähnelt dem für ganz Nord-Neukölln. Starke Grüne (33,8%), gefolgt von Linken (22,1%) und SPD (20,7%), eine marginalisierte CDU (6,5%), von der FDP (4,6%) gar nicht zu reden. Regieren lassen müssen wir uns dennoch von den beiden Letztgenannten. Und die legen gleich gut los mit einem 'Vorwärts in die 70’er'. Strahlen soll’s ordentlich lange und zum Nutzen der Energiekonzerne. Erst der Anfang? Gegenhalten ist angesagt!

Montag, 28. September 2009

käse con text


Das Hungern hat in Neukölln ein Ende. Zumindest in der Weichselstraße. Den Kunsthungrigen wie auch den Käseliebhaberinnen wird geholfen. Das eine - die Kunst - ist ja bekanntlich vom anderen - dem Käse - nicht immer leicht zu unterscheiden. In Form, Farbe und Konsistenz wetteifern beide - die Kunst wie der Käse - um die größtmögliche Vielfalt. Beim Geruch liegt der Käse noch eindeutig in Front. Hier wird die Kunst nachlegen müssen, will sie einen annähernd gleichgewichtigen Platz im Diskurs der Kunstnasen einnehmen. Anders formuliert: dass bisher noch niemand auf die Idee kam, beides unter einem Dach anzubieten, mag man kaum glauben, so nahe liegt es doch. Wem das noch nicht reicht, dem sei - ein Subgenre gewissermaßen - die Verbindung von Literatur mit Käse, dem Literatenquark nahe verwandt, empfohlen: der käse con text, was soviel heißt wie Käse texten und gewinnen! Wer nun denkt, er bekäme hier einen Schmarr’n aufgesetzt, gehe hin und überzeuge sich selbst. Am vergangenen Samstag öffnete die „Spe©ialGalerie Peppi Guggenheim International Berlin“ in der Weichselstraße 7 ihre Tore mit Arbeiten von Lars Maurmaier, seines Zeichens Wirt des unmittelbar benachbarten Broschek.

Sonntag, 27. September 2009










Der Herbst hat zwei Seiten. Wunderbare Farben, den Geruch - in Neukölln eher selten - von Kartoffelfeuer und – wie hier zu sehen - furchtbar kitschige Bilder.

Ein bißchen ist es wie bei der Bescherung. Gespanntes Warten, die Uhr tickt, natürlich viel zu langsam. Der Kuckuck meldet sich und quartzt viertelstündlich in’s Ohr. Der Blick schweift immer wieder zum Zeiger. Der will nicht wandern. Bis es dann endlich soweit ist: Alles wird gut, wird es das?

Sonntag, 20. September 2009



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Auffahrt Bar Cafe Dunkelheit Ei Friseur Glaube Hitze

Industrieprodukte Jalousie Kino Lunge Menschen Natur

Ofen Platten Quarz Redundanz Schimmel Türen Unfall

Vorhang Wolle Xanthippe Yoga Zäune

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26 x Neukölln. Von A bis Z. Durchbustabiert, fotokryptisch gefiltert, dennoch „echt“ und - obwohl Momentaufnahmen - von Dauer. Sehen muß jede und jeder selber. Stellt sich dabei ein Neukölln-Gefühl ein, sagt dies etwas aus über diejenige und denjenigen, der guckt. Bilder sind „gleich-gültig“, bieten sich an. Es sei denn, der Gebrauchszusammenhang wird - wie etwa in Werbung und Politik - mitgeliefert bzw. inszeniert.



Samstag, 19. September 2009












Neuköllner Bilder-ABC. Heute:
X wie Neuköllner Xanthippe

Freitag, 18. September 2009


Neuköllner Bilder-ABC. Heute:
Y wie Neuköllner Yoga

Donnerstag, 17. September 2009


Ein guter Auftakt für das QM Donaustraße-Nord? Ja und Nein. Ja, die Aula der Rixdorfer Grundschule war gut besucht. Dazu trug sicher bei, dass zu Beginn Mädchen der 5. Klassen mehrere Tänze aufführten. Sie sahen stolze Eltern und Geschwister und ein applaudierendes Publikum. Die nachfolgende Vorstellung des QM-Teams, eingerahmt in die obligatorisch humoristische Begrüßung durch Heinz Buschkowski und ein kurzes Grußwort seitens der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, ging angenehm knapp und mit wenigen Powerpoint-Schablonen über die Bühne. Inklusive kurzer und kritischer Nachfragen, womit sich denn der Schillerkiez die geplante Task-Force verdient habe. Dann ab zum Buffet und Small Talk danach.
Nein, weil die Veranstaltung das ganze Dilemma der QM-Konstruktion offenbahrte. Routine, Routine, Routine. Das enge Korsett, in dem QM’s agieren, zwingt regelrecht dazu, Aufgaben professionell abzuarbeiten. Es fließt Geld in vernachlässigte Quartiere, sortiert nach Fördersäulen, juriert durch gewählte und nach Proporz zusammengestellte Gremien, terminlich festgezurrt und mit dem Druck versehen, die Mittel fristgerecht und „ordentlich“ auszureichen und abzurechnen. Im Zweifelsfall wählt man die „sicheren Projekte“, sucht gezielt Kooperationspartner und spricht insbesondere Institutionen - Schulen und Kita’s etwa - an. Es wundert daher nicht, dass alle QM’s, obwohl in unterschiedlicher Trägerschaft, kaum unterscheidbar agieren und keine eigene „Handschrift“ ausbilden.
Was auf der Strecke bleibt, trotzt aller Verlautbarungen, sind Experimente mit offenem Ausgang und die - wie eine Monstranz - hochgehaltene Bewohnerbeteiligung. An 99% der im Kiez Lebenden gehen die Aktivitäten des QM’s vorbei. Wie viel Nachbarschaft an diesem Abend vertreten war, war schwer auszumachen. Eltern ganz sicher, etliche Lehrerinnen und Lehrer, die aus anderen Stadtteilen anreisen, ansonsten Funktionsträger, woher und warum auch immer. Um nicht missverstanden zu werden. Die Vergabe von Mitteln an Projekte, die in anliegenden Schulen und Kita’s Gutes tun und bewirken, geht völlig in Ordnung. Dafür braucht es aber kein QM. Das Geld könnte den Institutionen direkt zukommen und von diesen – in Abstimmung mit Eltern wie Schülerinnen und Schülern – verausgabt werden. Gestärkt werden könnten ebenso Kinder- und Jugendeinrichtungen, die im näheren Umfeld arbeiten, um Kooperationsprojekte aufzubauen, zu stärken oder zu sichern. Gegenteiliges erleben wir allerdings derzeit in Berlin. Dem Geld, was über QM’s in die Gebiete gepumpt wird, stehen vielfach höhere Summen gegenüber, die über Sparvorgaben und Streichungen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit erbracht werden müssen. Nicht nur kein Nullsummenspiel, sondern - auf’s Ganze betrachtet - ein Verlust. Dafür können die Kolleginnen und Kollegen des QM’s nichts. Sie sollten aber wissen, dass ihre Arbeit auch Teil einer bezirklichen wie gesamtstädtischen Politik ist, die sich mehr und mehr der Armutsverwaltung verschreibt.
Bewohnerbeteiligung, sofern sie mehr meint als die Mitnahme der ohnehin schon Aktiven, ist mit den gewählten Methoden nicht zu haben. Was bleibt, ist ein über Berlin gespanntes Netz von Projektbüros, die in der einen oder anderen Form öffentliche Mittel verausgaben. Beschäftigungsmaßnahmen für Stadtplanerinnen, Architekten und andere studierte Menschen. Auch das geht in Ordnung, ließe sich aber sicher auch anders bewerkstelligen. Die eigentlichen Probleme in den Quartieren hängen an Arbeit und Einkommen. Dass die QM’s hier keinerlei Wirkung haben, kann ihnen nicht zum Vorwurf gemacht werden. Es hieße, diese Maßnahmen völlig zu überschätzen. Vorschlag: ideologisch abrüsten, ein gesunden Pragmatismus pflegen, nach neuen Modellen von Bürgerbeteiligung suchen, selbst wenn die „Verwaltungsvorgaben“ drücken. Risiken eingehen und nicht nur die sicheren Wege wählen.

Sonntag, 13. September 2009


Noch bis zum 27.09.2009 kann durchatmen, wen Stillstand in Bewegung hält. Lücken in Zeit, Raum und Leben sind kein Anzeichen beginnender Demenz, sondern - folgen wir Peter Grosshauser, Hanna Frenzel, Lena Siebertz, Carola Göllner und Markus Draese - Formen der Selbstvergewisserung, Standortbestimmung, des Innehaltens. Wer aus dem „Ruhemodus“ heraus an Grenzen stoßen möchte, wird bereits ab dem 02.10.2009 „an die Hand“ genommen und so gewissenhaft wie international „bespielt“. Wo? In der Alten Post in Neukölln.


Bunt war’s. Gut zu sehen, dass doch eine ganz ansehnliche Zahl von Engagierten Soziales, Ökologie und - wie gestern - Bürgerrechte zum Anlaß nimmt, um deutlich Position zu beziehen. Auch dabei die FDP, die Mensch auf Markt reimt. Da werden die Piraten aufpassen müssen, dass ihre Anliegen nicht unter die Räder findig agierender Politstrategen geraten, die ein ganz anderes Geschäft betreiben.

Zu seiner neuen Tätigkeit als Lobbyist von RWE befragt, sagt Joschka Fischer: "Das ist mehr oder weniger das Gleiche, was ich früher gemacht habe. Nur arbeite ich jetzt für ein Unternehmen." Eine klare Ansage. Eine Ansage, die die Politik der Grünen in einem denkbar schlechten Licht dastehen lässt, aber doch manches erklärt. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der FAZ und geladener Gast bei Ackermann’s 60’stem, sagt: „Um auf das nette Abendessen zu kommen: die entscheidende Frage (…) lautet: wußten die handelnden Personen, das das System implodiert oder dachten sie (bei einem Geburtstag naheliegend), daß das System sie überlebt. Und wenn man darüber nachdenkt, dann fällt einem ein, dass manchmal Belanglosigkeiten Folgen von Kontrollverlust sind. Halt das, was wir kennen: Chaos as usual.“ Beiden ist gemein, dass sie glauben, ein Recht auf Sorglosigkeit im Umgang mit den ihnen anvertrauten Aufgaben – Informations- und Gestaltungsmacht – zu besitzen. Mit den Folgen möge ihnen keiner kommen. Zu groß die Welt, als das dies ernsthaft mitbedacht werde könnte. Chaos as usual. Ob das System implodiert oder nicht, stand allerdings nie zur Debatte. Wer sehen wollte, wusste, dass die Finanzwirtschaft den ganz großen Ballon aufblies, sekundiert von einer neoliberal aufgestellten, willfährigen Politik. An mahnenden Stimmen hat es nicht gefehlt. Zu groß war - und ist - der Ertrag, der ein Restgewissen ruhig stellt, zu massiv die Durchschlagskraft partikularer, aber mächtiger Interessen. Ob Überredungskünste überhaupt von Nöten waren, darf bei Fischer wie Schirrmacher bezweifelt werden. Ihr persönliches Motto lautet: Hoppla, hier komme ich. Pure Selbstbezüglichkeit. Bläht das eigene Ich, kann es der Welt nicht wirklich schlecht gehen. Platzt es, was soll’s. Nach uns kann ohnehin nichts Gescheites mehr kommen. Verantwortungslosigkeit gepaart mit eitlem Gehabe und Sendungsbewußtsein. Große Jungs, denen wir die Welt überlassen. Warum eigentlich?

Freitag, 11. September 2009


Neuköllner Bilder-ABC. Heute:
J wie Neuköllner Jalousie

Donnerstag, 10. September 2009













Neuköllner Bilder-ABC. Heute:
L wie Neuköllner Lunge

Mittwoch, 9. September 2009


Neuköllner Bilder-ABC. Heute:
D wie Neuköllner Dunkelheit

Montag, 7. September 2009













Neuköllner Bilder-ABC. Heute:
C
wie Neuköllner Cafe

Sonntag, 6. September 2009



Souverän, der Zeit voraus und mit Sinn für ein vertretbares Verhältnis von Aufwand und Ertrag, haben ein paar Neuköllnerinnen und Neuköllner einen Packt mit der BSR geschlossen. Ab sofort sind hunderte von Wahlurnen in Berlin verfügbar und können - rund um die Uhr - genutzt werden.













Neuköllner Bilder-ABC. Heute:
U wie Neuköllner Unfall

Freitag, 4. September 2009












Neuköllner Bilder-ABC. Heute:
N
wie Neuköllner Natur

Es steht 1 : 0 für das Team des QM Donaustraße-Nord. Die Auftaktveranstaltung findet am Montag, 14.09.2009, 19.00 Uhr, in der Aula der Rixdorfer Grundschule, Donaustraße 120, statt. Die Kolleginnen des QM Ganghoferstraße (Donaustraße-Ost) laden ihrerseits zur Auftaktveranstaltung am Dienstag, 15. 09.2009, 17.00 Uhr, in die Aula der Katholischen Schule Sankt Marien, Donaustraße 58, ein. Das verwundert doch ein wenig. Was machen eigentlich die, die um 17.oo Uhr noch ihrer Arbeit nachgehen? Solche soll es tatsächlich auch in Neukölln noch geben!

Donnerstag, 3. September 2009















Neuköllner Bilder-ABC. Heute:
O wie Neuköllner Ofen

Dienstag, 1. September 2009


Neuköllner Bilder-ABC. Heute:
Q wie Neuköllner Quarz

Werkstatt für Veränderungen


Koch-Kunst. Da ist schon alles beisammen. Nicht nur die Liebe geht durch den Magen. Aussaat, Gemüsezucht, Gartenpflege, Rezepte sammeln, die Ergebnisse verkochen und nebenbei noch mit Pinsel und anderen künstlerischen Utensilien auf Erkundungsfahrt gehen. Gilt es Ödland zu bestellen, ist diese Kombination unschlagbar. Die „Werkstatt für Veränderungen“ erdet ästhetisches Verstehen, Interkulturalität, Soziabilität mit Neuköllner Alltag. Seit Jahren und immer wieder auf der Autobahnüberbauung in Neukölln. Zieleinlauf ist in diesem Jahr Samstag, der 05.09.2009, 19.00 Uhr. Also: Wer die eigene Küche meiden will und unter freiem Himmel mit vielen Anderen nach Rezepten, die aus aller Frauen-Länder kommen, essen möchte, ist goldrichtig im Carl-Weder-Park. Etwas mitbringen - gute Laune, Getränke, Instrumente - wird der Sache in jeder Hinsicht helfen.