Sonntag, 1. November 2009

Spiegelungen


Wahrnehmung ist ein "vertracktes Ding". Klar, unmittelbar und eindrücklich auf der einen, trügerisch, vielgesichtig und in die Irre führend auf der anderen Seite. Orientierend wirkt beides. Medien bringen zusätzliche "Hebel" in’s Spiel: Verzerrungen, Verschiebungen, Spiegelungen, Vergrößerungen, Verdoppelungen wie Vergröberungen. Als Mediennutzerinnen schauen wir der Wahrnehmung beim Wahrnehmen zu. Als Medienproduzenten schöpfen wir aus Vorgefundenem oder Inszeniertem weitere Wahrnehmungsschleifen. Der Anspruch auf Authentizität, der mit der Fotografie verbunden wird, bleibt davon unberührt. Er gründet in der Haltung, nicht im Objekt. Die Fotokryptik hat ein instrumentelles Verhältnis zur Wahrnehmung. Sie "doppelt" Wirklichkeit, indem sie Auge und "Apparat" trennt. Der sieht, was das Auge nicht sehen kann, selbst wenn beide Zeit und Raum teilen. Darin gleicht die Fotokryptik einem Alltagsphänomen: Spiegelungen. Spiegelungen "rahmen" und begründen Viel- und Mehrschichtigkeit. Sie leben von dem Zugleich von Transparenz und Lichtreflektion. Sie schichten und vervielfachen Gesichter, Gegenstände, Gebäude oder Situationen auf-, über- und nebeneinander. Ein innerer Zusammenhang existiert nur insoweit, als alles Wiedergegebene sich zur selben Zeit am selben Ort befindet. Was die Betrachterin damit macht? Nur das, was sie will.
(Spiegelbild 0 - 10)

1 Kommentar:

  1. Ahoi Christoph!

    Nicht die Dinge verwirren die Menschen, sondern die Meinungen über die Dinge.
    Das Leben des Galilei. Brecht

    hb

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