Donnerstag, 31. Dezember 2009

Filmreif


Es gibt Filme, die reifen. Die haken sich ein und tauchen ab und an - getrieben durch unterschiedliche und eher zufällige Anlässe - auf. Es sind eigentlich nicht die Filme, die berühren. Jedenfalls nicht als Film. Filmbesprechungen sind Filmbesprechungen. Sie gehorchen eigenen Regeln. Das muß man lernen. Schnitt, Ästhetik, Licht, Dramaturgie und so weiter. Bei uns Unstudierten bleibt - auch noch und manchmal sogar erst nach Monaten - banales hängen: Die Botschaft. Wenn es denn so etwas gibt. Häufig kommt das nicht vor. Woody Allen verbreitete zuletzt Wohlgefühl. Mit einer Halbwertszeit von 2 Stunden. Tarantino zeigte, dass das fröhliche Niederschießen der ganzen Nazibagage richtig Spaß machen kann. Undeutsch und - tief - befreiend. Aber doch nur, das sagt er uns im gleichen Atemzuge, als Kinoereignis. Zelluloid brennt gut. Im Auge, im Geiste wie auf der Leinwand. ‚Das weiße Band’ habe ich ‚abgelagert’ und warte darauf, was passiert. Dass was passiert. Ist wahrscheinlich noch nicht ‚alt genug’. Das spricht nicht gegen den Film. Der gefiel mir sehr! Clint Eastwood macht’s anders. Direkt. Er hat ein Anliegen. Das führt deutlich über’s Medium hinaus. Und geht - sofern es trifft - unter die Haut. Ob die Filme als Filme gut sind, möchte ich nicht beurteilen. ‚Der fremde Sohnbedrängt mit der Geschichte einer staatlich lizensierten Psychatrisierung einer Frau, der man ein fremdes Kind unterschiebt. Ohnmacht und staatliche Willkür in Szene gesetzt. So, dass jede und jeder begreift: Das darf nicht sein. Nie und nirgendwo. In ‚Gran Torino’ inszeniert Eastwood eine Wachablösung. Ein alter Grantler und Rassist, dem die eigene Welt abhanden kommt, gibt Land, Leben und Seele in fremde Hände. In die Hände eines jungen Einwanderers. Die Zukunft gehört anderen. So oder so. Fühl ich mich belehrt? Nein, sofern es Aufdringlichkeit und Überrumpelung meint. Ja, wenn es um die Einnahme einer Haltung geht. Na denn, machen wir uns an's neue Jahrzehnt!

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