Dienstag, 30. März 2010

wirklich wirklich?


Eine spannende Frage stellt Stefanie Grebe in der Ausschreibung zu ihrem Workshop Alles ist authentisch und alles ist inszeniert. „Was ist in der fotografierten Wirklichkeit und was in der fotografischen Darstellung authentisch? Und was ist inszeniert?“ Sie ist, wie so viele, Fotokryptikerin. Ohne es auszusprechen. Die Wortwahl verrät es. Die fotografierte Wirklichkeit ist nicht die Wirklichkeit. Sie ist wirkliches Bild. Das kann man schön, gelungen, treffend, auch authentisch nennen. Ob es sich, handwerklich gesehen und mit aufwendigem Set organisiert, einer Inszenierung verdankt, spielt, auf die Ausgangsfrage bezogen, keine Rolle. Diese Wirklichkeit setzt sich aus denselben Ingredienzen zusammen wie jede, etwa dem Alltag zufällig entnommene, andere Szene. Ob ich das eine oder das andere tue, ist eine Frage der Wahl, der Entscheidung, der Vorliebe, des Auftrages. Die Diskussion darüber, was authentisch oder inszeniert ist, findet in einem anderen Medium statt. In Kommunikation. In Sprache. Authentisch ist und bleibt, so schmerzlich das auch für kunstreligiös Angehauchte sein mag, ein Dafürhalten. Sicherheit, gar Objektivität gibt es in dieser Sache nicht. Nur Übereinkommen. Und, darin liegt die Würze und der Fortgang, Dissenz. Über Jahre gestreckt, sprechen wir dann von Geschmack, Ästhetik, Zeitgeist, Stil, Epochen, Wirkungszusammenhängen und Verwertungszwängen. Authentizität trägt ein zeitliches Signum. Sie ändert Form, Farbe und Bedeutung immer dann, wenn ihre Geltung nachhaltig bestritten wird. Zurück zum Ausgangspunkt und fotokryptisch gesprochen: Nichts ist in der fotografierten Wirklichkeit, in der fotografischen Darstellung authentisch, nichts ist inszeniert! Jedenfalls nichts, was wir nicht dafür halten. Es ist da. Der Rest ist Gespräch.

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