Montag, 2. Mai 2011

Wo läuft er denn, der Groschen


Soviel Kaffee, wie in den laufend neu öffnenden Cafes gekocht werden könnte, kann niemand trinken. Rechnen wir die Kaffee-Im-Gehen-Ausreichen dazu, kommt auf jeden Erwachsenen im Kiez eine Kanne pro Tag. Ich falle aus, ich trinke Tee. Am wachsenden Einkommen kann’s nicht liegen. Rechnen wir Budget-Umschichtungen - vom Sonnenstudio etwa zum Cafeshop und veränderte Freizeit- und Lebensgewohnheiten - mit ein, bleiben Fragen. Ein Blick auf und hinter die bunten Scheiben verrät, um was es eigentlich geht. Glücksspiel. Las Vegas für’s Volk. Das ist weder - als Gewerbe - verwerflich, noch - moralisch - per se schlecht. Wer den Kitzel braucht, soll ihn haben. Spielen und Wetten - sei es aus Spaß, sei es um Haus, Hof, Kind und Kegel - haben sich „genetisch durchgefressen“ und gehören zur Grundausstattung menschlichen - männlichen (?) - Handelns. Aber in der Menge? Dass Hausbesitzer nehmen, was Geld bringt, kann ihnen niemand verübeln. Sehen wir ’mal davon ab, dass es schlicht scheiße aussieht: Automaten wollen gefüttert werden, soll das Geschäft lohnen. So landen wir wieder bei der zahlenden Nachfrage, die - zumindest statistisch gesehen - nicht steigt und vor sich hin dümpelt. Ohnehin gilt beim Glücksspiel: Wie man die Scheibe auch dreht, es gewinnt immer die „Bank“. Im Leben, im Laden, im Himmel vermutlich auch. Weltweit. Was bleibt? Kleinteiliger Wettbetrieb für Hans und Franz bzw. Hassan und Abdul. Verschuldung, privates Banking, Geldwäsche und andere Nebenerwerbsbereiche. Nicht „direkt“ belegbar, aber doch anzunehmen. Anders formuliert: Wer den Billiglohnbereich massiv ausdehnt, Arbeit entwertet, Verarmung billigend in Kauf nimmt, wird damit leben müssen, dass der informelle Sektor wächst und Blüten treibt.

1 Kommentar:

  1. Das Geschäft mit dem Glücksspiel ist keines um Groschen, sondern um viele, viele, viele große Scheine. Also, bitte nicht schon in der Überschrift verniedlichen.

    Läßt sich dieser Entwicklung auch etwas Gutes abgewinnen? Aber ja!

    Der Casinokapitalismus war ja nicht leicht zu verstehen, man erinnere sich an die vielen Artikel in den nachdenseiten.de. Dort wurde gesagt, dass viele, viele, viele Leute ganz viel Geld verloren haben.

    Nun, das ist im hiesigen Glücksspiel ja auch der Fall, nur, wie finde, geht’s noch schneller und es ist anschaulicher.

    Der Vorschlag lautet, machen wir Jobs daraus. Führungen für Touris, Wirtschaftstudenten und Schülern, mit entsprechendem, kriminellen Kitzel können Anreiz sein, sich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen.

    Der Euro, der fällt, den stecken wir in die Tasche!

    Grüße aus Moabit (klein Las Vegas), das mal wieder vergessen wurde.

    HB

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