Donnerstag, 13. Oktober 2011

100 Jahre




„Dass mir die Musik im Blut liegt, habe ich herausgefunden, als wir als Jungs in unsere Schulaula eingebrochen sind. Ich sah das Klavier dort stehen und habe gleich angefangen zu spielen – mir war sofort klar, dass ich den Rest meines Lebens nichts anderes machen wollte als Musik.“
Lernanlässe gibt es viele, wie das Zitat zeigt. Was sich daraus entwickelt, kann niemand sagen. Quincy Jones hat sie, die Regelverletzung, nicht geschadet. Warum und worauf ein Kind „anspringt“, hängt von vielen Randbedingungen und Zufällen ab. Das mag man „zuträgliches Lernmilieu“, „zugewandtes“ Lehrpersonal, eine „begünstigende“ Umwelt oder auch Begabung nennen. Sicher ist, heute spielt Schule die Rolle des „Einfall- und Ausfalltores“ in’s Leben. Kein Kind kann dieser Institution entrinnen. Im Guten wie im Schlechten. Zwischen 6 und 16 Jahren prägt Schule Leben, Alltag und Lernen von Kindern und Jugendlichen. Dass dies nicht immer so war, haben die Kinder der Rixdorfer Grundschule anlässlich des hundertjährigen Bestehens ihres Schulgebäudes dokumentiert. Ein 14-Stundentag als Hausmädchen im Dienste der „Herrschaft“ im Jahre 1911, ein „normaler“ Schultag mit disponiblem Nachmittag und Abend heute. Frei von „Arbeit“, frei von den „herrschaftlichen“ Zumutungen einer ständischen Klassengesellschaft. Das immerhin. Wer das Fest nutzte, um sich umzugucken und zu informieren, stellte fest, dass das "hippe Neukölln" diese Gelegenheit ausließ. Die Kinder der Zugewanderten bleiben hier unter sich. Dies erstaunt, da doch Bedarf angemeldet wird:
„Mehr gute Schulen, mehr gute Kitas! Das ist gerade Thema für mich, weil ich eine Schule für meine Tochter suche. Mein Kind wird wohl nicht in eine Neuköllner Schule gehen, das ist sehr schade. Es wäre so schön, wenn meine Tochter ganz in der Nähe in eine tolle Schule gehen könnte und zu Fuß ihre Spielkameraden erreichen könnte.“
Die Rixdorfer Grundschule ist eine engagierte Schule mit einer engagierten Schulleiterin. Sie ist und wird so gut, wie die, die ihre Kinder hier einschulen, das Schulleben mitgestalten, begleiten und fördern. Wo das Problem liegt? Es fehlt offenbar der Mut, das „Milieu“ zu verlassen und im Wohnbezirk „anzukommen“. Das soll kein Vorwurf sein. Die Angst, das eigene Kind nehme Schaden, wenn es mit den Nachbarkindern die Schulbank drückt, muß man ernst nehmen. Aber, um oben anzuschließen, den aktiven Part in Richtung Segregation spielt heute die Mittelschicht: Bildung trennt, Lernanlässe bleiben ungenutzt, Kinder begegnen sich nicht und können auch nicht voneinander lernen.Was ich damit sagen will? Einbrechen lohnt sich!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen