Sonntag, 2. März 2014

Irritationen


Ein wenig blass kommen sie alle daher. Die Menschen, die Susanne Ritter - mal in Frontalansicht, mal im Profil - portraitiert. Unbeweglich. Wie eingefroren. Susanne Ritter stellt sie in leere, lediglich farblich variierende Räume. Kein Verweis auf Umstände oder Zeit. Lediglich die Kleidung verrät, dass sie zu uns gehören, Zeitgenossen sind. Es sind junge Gesichter. Zu jung, als dass das Leben bereits Falten hätte zeichnen können. Bei aller Glätte haben sie eins gemein: Charakteristische Asymetrien, die ihnen Individualität verleihen. Susanne Ritter verzichtet auf vordergründige Effekte und ästhetische Überbietung. Sie setzt auf die kleinen Irritationen, die beiläufig unsere Aufmerksamkeit erregen. Man schleppt sie mit und wird sie schwer wieder los. Solange, bis sich ein Gefühl dafür einstellt, was es ist, dass hier stört: In einer von Werbeästhetik verstellten Welt reagieren die eigene Wahrnehmung und das ästhetische Empfinden verletzlich auf Normabweichungen. Gemalte Aufklärung. Hinsehen, vertiefen und nachfühlen.

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