Mittwoch, 31. Dezember 2014

Übergänge



2014 schlägt Lücken. Johnny Winter ging, Charlie Haden stellte alle Kollaborationen ein. Udo Jürgens und Joe Cocker gesellten sich zu Ihnen. Haben letztere etwas gemeinsam? Klar, beide machten Musik. Wichtiger aber noch, sie besetzen Erinnerungen an Kindheit und Jugend. In dieser Reihenfolge. Udo Jürgens sicherte im piefigen Westdeutschland der 60Jahre den musikalischen Anschluß an französisches Chanson und amerikanische Arrangements. Man konnte und durfte über die Landesgrenzen hinaus singen. Er befreite, mit starken Melodien, den „Schlager“ aus dem Prokrustesbett allzu redundanter Harmonik. Zeilen wie „17 Jahr, blondes Haar, so stand sie vor mir“ verlassen einen das ganze Leben lang nicht mehr. Egal, ob sie jemals kommt, schwarze Haare oder die 18 schon überschritten hat. Joe Cocker brachte die Essenz des Rock auf den Punkt. Er erinnerte noch einmal daran, dass Musik „dringlich“ sein kann. Daran bemisst sich heute noch, was gute und was schlechte Rock- und Popmusik ist. In Woodstock schälte sich ein Song aus einem Körper. Der kontrollierten Darbietung scheinbar enthoben und unter Aufbietung aller Kräfte entstand etwas Neues. Kontrollverlust bei höchster musikalischer Konzentration. Beides passt zusammen, so wie Körper und Rockmusik zusammengehören. Das klappt nicht immer und durchgängig, wie der weitere Lebenslauf zeigte. Im selben Jahr sprang Bob Beamon 8,90 Meter. Eine Zeit der Entgrenzung, des Aufbruchs. Die Welt sollte und wollte anders werden. 1968.

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