Sonntag, 4. Dezember 2011

Christa is' wech





„Ich musste mit der Langeweile des Kindes fertig werden und sagte vage und unwirksam: Mach doch was.

In der Zeitung steht, sagte das Kind, man soll Kindern Aufgaben geben. Davon werden sie gebildet.

Du liest Zeitung?

Natürlich. Aber die besten Sachen nimmt Vater mir weg. Zum Beispiel: „Leiche des Ehemanns in der Bettlade“.

Das wolltest du unbedingt lesen?

Das wäre spannend gewesen. Hatte die Ehefrau den Mann ermordet?

Keine Ahnung.

Oder wer hatte ihn im Bettkasten versteckt?

Aber ich hab doch diesen Artikel nicht gelesen!

Wenn ich groß bin, lese ich alle diese Artikel. Mir ist langweilig.“ *


* Christa Wolf, Juninachmittag, in: Die Lust, gekannt zu sein; Erzählungen 1960 – 1980, Frankfurt 2008, S. 103

1 Kommentar:

  1. Toller Blog. Komme nun öfter. Interessante Bilder. Tolle Links. Man bleibt hängen.

    Warum wird in so einem schönen und anspruchsvollen Blog so wenig kommentiert? Hat keiner mehr was zu sagen? Es gibt halt oft nur noch blabla - das ist schade.

    cebrillus

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