Montag, 18. Juni 2012

48 Stunden ...


... später sind sie abgeräumt. Die Paradiese. Was zeigt - und niemand wundert -, dass Paradiese endlich sind. Kleine Momente des Erinnerns, des Wohlbehagens, des unverhofften und kurzzeitigen Glücks, der alltagsfernen Phantasie, der Leichtigkeit und der Sehnsucht. Mit Migration haben sie, glaube ich, wenig zu tun. Aus- und Zuwanderer suchen nicht das Paradies, sondern einen Ort, der sie von Aussichtslosigkeit, Not oder Verfolgung befreit. Der Platz bietet für Arbeit, Leben, Lieben und Familie. Klingt banal. Ist banal.


Der Rest sucht Abenteuer, Neuland, Noch-Nicht-Gesehenes. Darin denen ähnlich, die am Wochenende durch Neuköllner Quartiere wanderten. Immer in der Angst, sofern sie nicht die nötige Zeit mitbrachten oder Muße in der Konzentration auf einzelne Veranstaltungen fanden, dem Paradies stets hinterher zu laufen.
Was sie wiederum in die Nähe derjenigen rückt, die - bilbelkundig und lebenserprobt - verkünden, der Ausgang aus dem Paradies verdanke sich dem Wissen-Wollen, der Übertretung „göttlicher Gebote“, dem Überdruß am "paradiesischen Nichtstun" und bloßer Kontemplation. Mithin, das Wandern könne schon als richtiger Schritt gegen "Anwandlungen anstrengungslosen Lebens" und als Hinwendung zu menschlicher Vernunft, Mühsal, weltlichem Wirken und Schaffen gelten. Kamen sie von außerhalb, verließen sie den Bezirk mit dem unwirklichen Gefühl, zwar das Paradies "aus den Augen" verloren, aber dennoch eine Menge - was auch immer - mitgenommen zu haben. Neuköllnerinnen und Neuköllner nahmens gelassen oder gar nicht. Alle anderen, wo immer sie hergekommen sein mögen, hatten - vermutlich - viel Spaß.



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