Neukölln über Bilder zu erschließen ist eine Art der
Annäherung, eine andere, altvertraute, dies über Zufallsfunde oder Stichworte
aus Netz und Nachbarschaft - ob alt oder aktuell - zu machen. Dabei darf’s willkürlich
zugehen. Springen wir mal rein. In’s Jahr 1963. Großstädte sind und haben
Schrittmacher. So auch Neukölln. Den einen lag die soziale und politische
Entwicklung Neuköllns am Herzen, andere brachten und bringen schlaffe Herzen wieder
in Schwung, wieder andere sorgten für öffentliche wie private Mobilität. 1963 verstarb
Emil Wutzky, sozialdemokratischer Kommunalpolitiker in Neukölln, Gewerkschafter
und Namensgeber der gleichlautenden Wutzkyallee und des anliegenden Jugend- undKulturzentrums. Ebenfalls im Jahr 1963 liegen die Anfänge der Firma BIOTRONIK. Max Schaldach und Otto Franke entwickelten den ersten deutschen
implantierbaren Herzschrittmacher. In den Anfangsjahren konzentrierte sich
BIOTRONIK, so die Firmen-Bio „vor allem auf die Lösung der grundlegenden
Schrittmacherprobleme. Dazu zählten z. B. die kurze Betriebsdauer der Batterie
oder die Schwierigkeit, festzustellen, wann die Batterie leer ist. Darüber
hinaus musste noch eine zuverlässige Verbindung zwischen Elektrode und
Schrittmacher sowie zwischen der Elektrode und dem Herzen gefunden werden. Aus
dieser Entwicklungsarbeit entstanden eine Reihe von Innovationen, die heute als
Meilensteine in der Schrittmacherforschung gelten.“ Gut 2000 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter hat der Neuköllner Stammsitz heute. In eher kurzschlüssiger
Form animierten Twist und Rock’n’Roll zu wilden Verbindungen zwischen fremden
Herzen. So etwa bei den Konzerten, die die Blue Comets in der Tabu-Bar, vormals Filmeck Britz, am Britzer Damm 115, an den
Wochenenden im Jahr 1963 gaben. Wie man damals ohne Auto dorthin kam? Man nahm
die Strassenbahnlinie 27, die vom Hermannplatz über den Britzer Damm nach
Alt-Buckow führte. Sie wurde, ebenso wie die Linie 95, die vom Mehringplatz
über die Blücherstraße durch die ganze Sonnenallee zuckelte, im Jahr 1965
leider eingestellt. Und was tat sich in Restberlin? Nach komplizierten
Verhandlungen zwischen dem West-Berliner Senat und der DDR ermöglichte 1963
eine zeitlich begrenzte Passierscheinregelung erstmals nach Mauerbau Familienbesuche
über Weihnachten und Neujahr im Ostteil der Stadt.
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