Sonntag, 13. September 2009


Zu seiner neuen Tätigkeit als Lobbyist von RWE befragt, sagt Joschka Fischer: "Das ist mehr oder weniger das Gleiche, was ich früher gemacht habe. Nur arbeite ich jetzt für ein Unternehmen." Eine klare Ansage. Eine Ansage, die die Politik der Grünen in einem denkbar schlechten Licht dastehen lässt, aber doch manches erklärt. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der FAZ und geladener Gast bei Ackermann’s 60’stem, sagt: „Um auf das nette Abendessen zu kommen: die entscheidende Frage (…) lautet: wußten die handelnden Personen, das das System implodiert oder dachten sie (bei einem Geburtstag naheliegend), daß das System sie überlebt. Und wenn man darüber nachdenkt, dann fällt einem ein, dass manchmal Belanglosigkeiten Folgen von Kontrollverlust sind. Halt das, was wir kennen: Chaos as usual.“ Beiden ist gemein, dass sie glauben, ein Recht auf Sorglosigkeit im Umgang mit den ihnen anvertrauten Aufgaben – Informations- und Gestaltungsmacht – zu besitzen. Mit den Folgen möge ihnen keiner kommen. Zu groß die Welt, als das dies ernsthaft mitbedacht werde könnte. Chaos as usual. Ob das System implodiert oder nicht, stand allerdings nie zur Debatte. Wer sehen wollte, wusste, dass die Finanzwirtschaft den ganz großen Ballon aufblies, sekundiert von einer neoliberal aufgestellten, willfährigen Politik. An mahnenden Stimmen hat es nicht gefehlt. Zu groß war - und ist - der Ertrag, der ein Restgewissen ruhig stellt, zu massiv die Durchschlagskraft partikularer, aber mächtiger Interessen. Ob Überredungskünste überhaupt von Nöten waren, darf bei Fischer wie Schirrmacher bezweifelt werden. Ihr persönliches Motto lautet: Hoppla, hier komme ich. Pure Selbstbezüglichkeit. Bläht das eigene Ich, kann es der Welt nicht wirklich schlecht gehen. Platzt es, was soll’s. Nach uns kann ohnehin nichts Gescheites mehr kommen. Verantwortungslosigkeit gepaart mit eitlem Gehabe und Sendungsbewußtsein. Große Jungs, denen wir die Welt überlassen. Warum eigentlich?

1 Kommentar:

  1. Moin Christoph!

    Warum wir das Spiel den geldgeilen, egomanen Säcken überlassen, dass von Betrug, Selbstgefälligkeit und Hochmut?

    Demokratische Einflussnahme und Öffentlichkeit tendieren gen Null. Das ist eine der wesentlichen Veränderungen und den letzen 25 Jahren.

    Die "kleinen Leute" haben es schon immer gewußt ... "die da oben", die machen eh was sie wollen.

    Grüße

    herb

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