Samstag, 5. Dezember 2009

Gegen-app


Ein Vordenker der Fotokryptik, zumindest aus philosophisch-systematischer Sicht, ist Vilém Flusser. Seine kleine Schrift 'Für eine Philosophie der Fotografie', erschienen 1983, fiel mir gestern zufällig in die Hände. Und da ich nicht immer die Zeit habe, Bücher ganz und in Ruhe durchzulesen, „raubbaue“ ich da, wo’s mir gefällt und zusagt. Kein wirklich wissenschaftlich ausgewiesenes Vorgehen, aber blogkompatibel. Was schreibt er da? "Inwieweit ist es dem Fotografen gelungen, das Apparatprogramm" - gemeint ist die Tendenz technischer Systeme, sich gegen menschliche Absichten und bewusstes, freies Handeln durchzusetzen - "seiner Absicht zu unterwerfen, und dank welcher Methode?" (S.43) Es sind, so resümiert Flusser, die „experimentellen Fotografen“, die sich dessen bewusst sind, "das „Bild“, „Apparat“, „Programm“ und „Information“ die Grundprobleme sind, mit denen sie sich auseinanderzusetzen haben. Sie sind tatsächlich bemüht, unvorhergesehene Informationen herzustellen, das heißt, aus dem Apparat etwas herauszuholen und ins Bild zu setzen, was nicht in seinem Programm steht. Sie wissen, dass sie gegen den Apparat spielen." (S.73/74) Lassen wir mal die Kämpferpose außen vor und nehmen eine pragmatische Haltung ein, dann passt’s. Na, wenn das kein Ritterschlag ist.
* Für eine Philosophie der Fotografie, V. Flusser, Göttingen 1983

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