Rost (8 - 10)
Donnerstag, 29. April 2010
Mittwoch, 28. April 2010
Sonntag, 25. April 2010
Samstag, 24. April 2010
Schadhaft
Ab is’ser, der Lack. Zurück geht’s. Aber wohin? Und wollen wir da wohnen? Es hat etwas pitoreskes, wenn eine Ostdeutsche, Bundeskanzlerin, die Idee eines politisch, sozial und wirtschaftlich geeinten Europa zu Grabe trägt. Ob mutwillig, unbeabsichtigt, aus purer Dummheit oder weil sie seit Jahren auf die falschen Einflüsterer hört, wissen wir nicht. Die Farben, die sie wählt, sind grau und abgestanden. Sie stehen nicht ’mal der schwäbischen Hausfrau. Und am deutschen Wesen, daran hatte sie wohl gedacht, möcht’ ein drittes Mal niemand mehr genesen. Die Idee, alle europäischen Nachbarn in Grund und Boden zu konkurrieren, ohne daran selber Schaden zu nehmen, hat nicht mal Beine. Kein Fortgang zu sehen, sondern Selbstzerstörung auf Raten. Die selbsternannte deutsche Polit- und Medienelite dient - arrogant und hackenschlagend - wieder einmal als Begleitorchester. Vernunft, kluges Handeln und europäische Solidarität - von wirtschaftlicher Entwicklung und Umsicht im Aufräumen und Regeln der Finanzmärkte nicht zu reden - sind in Deutschland abhanden gekommen. Druck fehlt. Wir nehmen’s hin. Ganz nebenbei reißt sie ein, was der Dicke, was immer man sonst auch gegen ihn sagen mag, mit auf den Weg gebracht hatte. Woher also die Mutlosigkeit in der Farbwahl?
Mittwoch, 21. April 2010
Rost
Rost ist ein Farbgeber. Mit einem warmen Grundton. Im Prozess des Zersetzens, der Oxidation des Eisens, löst er auf, was wir auf Dauer angelegt hatten. Rost zeigt Vergänglichkeit an. Das macht Statuen so charmant, die Rost ansetzen. Sie, so glauben wir, überdauern uns nicht allzu lange. Die Kränkung sitzt nicht so tief. Rost, so heißt es an anderer Stelle, „bildet lockere Gefüge geringer Festigkeit. Die Oxidation bewirkt eine Zunahme der Masse und des Volumens. Letztere führt zu Spannungen und zum Abplatzen der Rostschicht.“ Was nach Klassenkampf klingt, folgt hier nur der Natur. Der Natur des Rost's. Der sich nach und nach durchfrisst und Leere schafft. Oder Staub, feinen Eisenstaub, der als Flugrost auf Reisen geht, an der Luft rostet und sich auf Gegenständen niederschlägt. Bleibt die Frage: Können Fotos rosten?
Dienstag, 20. April 2010
Montag, 19. April 2010
Sonntag, 18. April 2010
Fußfesseln waren gestern. Neukölln geht neue Wege. NSUIM’s (Niederschwellig sendende ultrascharf intensiv Transitor Migränesensoren) werden nach und nach ausgelegt. In einem Radius von 800 Metern erfassen sie alle Migränepatienten. Wer pullern muß, wird geweckt. Gedanken, die gedacht werden sollten, werden auf Abwege gebracht und kostenpflichtig eingesammelt. Buschkowsky ist begeistert: „Wie anders sollten wir das Hirn unserer Bürgerinnen breittreten.“
Dienstag, 13. April 2010
Am Bach
Vieles und viel Böses ist in letzter Zeit den Kirchen nachgesagt worden. Tröstliches war nicht dabei. Ehrenrettung kommt von Bach. Wem sonst. Dem Kirchenjahr hat er Töne und Texte verliehen, mit Kantaten und Passionen den christlichen Feiertagen musikalisch Denkmäler gesetzt. Die Berliner Philharmoniker haben eines davon, die Matthäuspassion, geschliffen, geputzt und mit Hilfe des Berliner Rundfunkchor’s und in der szenischen Dramaturgie von Peter Sellars auf die Bühne gehoben. Ganz großes Kino, würde es im Cineastenjargon heißen. Simone Rattle bot Orchester und Chor zweifach auf, versetzt und schuf damit Raum für Call und Response. Solistinnen wie Chor waren gefordert, häufig in Bewegung, im Raum verteilt, teils ganz auf den Rängen untergebracht. Es sind einfache Gesten, Bilder und Szenen, die Sellars Chor und Solistinnen abfordert. Ohne Pathos. Alltagstauglich und nahbar. So schließen Musik und Text an Erfahrungsgehalte an, die Leid und Leben mit sich bringen. Kulturübergreifend und zeitlos. Wem das zu banal ist, wer meint, ohne religiöse Imprägnierung ist Sinn und Gestalt dieser Musik und Überlieferung nicht zu haben, hat sicher Recht und Unrecht. Recht, weil es kein selbstverständliches, traditionsvermitteltes religiöses Einvernehmen im Alltag mehr gibt. Ostern reimt sich heute - im IHK-Sprech - auf Umsatz. Unrecht, weil auch in säkularisierten Welten Bach nach wie vor berührt. Er trifft einen Ton, der jeder und jedem auf der Haut liegt, mal feinstimmig, mal wuchtig, mal aufrüttelnd, mal klagend, mal jenseitig und innwendig. Schicht um Schicht pellt Bach uns aus Hörigkeit, Schuld, Tod und Nachfolge heraus. Mitten rein in Verstand, Verantwortung und Annahme. Verweigern darf man sich auch! Seligkeit liegt, unpeinlich - cool, wie es heute heißt -, gleich nebenan und nimmt den oder die mit, die glauben wollen. Das Orchester groovt - im Popdiskurs würde man sagen - wie Sau. Das kommt derart samten und gediegen daher, dass man glaubt, auf Moos zu laufen, federnd, Auftrieb gebend, selbst in den Stunden tiefster Depression. In den sparsam instrumentierten Arien rücken die Instrumentalisten den Sängerinnen und Sängern an die Seite, dem Orchester enthoben. Als Evangelist brilliert Mark Padmore. Glasklar im Ton, kein Geknödel, die ganze Bühne nutzend, mal liegend, mal innig den anderen Solistinnen direkt zugewandt, bleibt er stimmlich selbst in ganz ruhigen, fast gehauchten Passagen, den Riesensaal füllend, präsent. Umwerfend.
-->Camilla Tilling, Magdalena Kožená, Topi Lehtipuu, Thomas Quasthoff und Christian Gerhaher
An Händen und an Füßen
Gebunden in der Höll,
Die Geißeln und die Banden
Und was Du ausgestanden,
Das hat verdienet meine Seel.“
Samstag, 3. April 2010
Freitag, 2. April 2010
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