Mittwoch, 30. Juni 2010
Fehlt was?
Zu sehen, zu hören und zu fühlen gab es alles. In Form, Farbe, Gestalt, Mimik, Gesang, Geruch und Bewegung. Letztere ist ein bisschen ruhiger geworden. Schien mir zumindest so. Die Alte Post geschlossen, das Parkdeck im Forum unbehaust, die Straßen belebt, aber nicht übermäßig frequentiert. Nach 650 Jahren vielleicht auch normal. Wer so alt ist, muß mal Puste holen. Wo sie nun hinläuft, die Kunst, ist schwer zu sagen. Großartiges, zufälliges, gezimmertes und gemaltes, inszeniertes und gewolltes, bestürzend banales, ästhetisch anregendes, thematisch abseitiges wie brandaktuelles, leichtes wie schweres, von Tod, Teufel, Liebe, Sucht, Licht, Stadt und - wie sollte es anders sein - Farben getriebenes Schaffen stand zum Schauen und Anfassen bereit. Wer dabei war, war dabei. 48 Stunden. Wer nicht dabei war - ja, was fehlt dem eigentlich?
Montag, 28. Juni 2010
Neuköllner Liebesleben
Neuköllnerinnen und Neuköllner sind mit den wesentlichen Dingen des Lebens auf Du und Du. Sie schätzen es, Zugereiste und Touristen über kryptische Botschaften mit den eigenen Bräuchen und Gewohnheiten vertraut zu machen. Für Neuankömmlinge sei soviel verraten: Der Neuköllner Seele - der Liebe sowieso - geht’s wie den Teerfarbstoffen. Sie ist licht-, luft-, wasch- und wetterecht. Also Achtung. Neukölln ist nicht’s für Blender.
Sonntag, 27. Juni 2010
Wurst und Mucke
Feste fallen, wie man sie feiert. Fallen aus, muß es natürlich heißen. Gut oder schlecht. Straßenfeste gehören nicht zu den Anlässen, die mich neugierig machen. Sonnenallee und Karl-Marx-Straße gaben zuletzt traurige Beispiele dafür ab, wie man im komatösen Einerlei von Bier, Ramsch, Wurst und Gruselmucke den letzten Rest Sinn abtragen und auch gut meinende Nachbarschaften verärgern kann. Die Donaustraße sah am Samstag ihr erstes Straßenfest, auf den Weg gebracht durch das hiesige Quartiersmanagement. Präsentierten am Eck zur Pannierstraße auf großer Bühne aufgeregt unaufgeregt Schülerinnen und Schüler der Rixdorfer Grundschule ihre Tänze im Wechsel mit türkisch-arabischen Musikgruppen, spielten am Eck zur Weichselstraße Indie-Pop-Bands verschiedenster Provenienz auf. Dazwischen Stände mit gutem Essen, von Nachbarinnen zubereitet und verkauft, Spiel- und Bastelangebote für Kinder und ein paar Infostände. Wer Ruhe suchte, zog sich in’s Märchenzelt auf dem Gelände der Rixdorfer Grundschule zurück. Der Rest: Kommunikation, Hallo sagen, zuschauen und zuhören, die Donaustraße - sonst eng mit beidseitig parkenden Autos zugestellt - wieder als Lebensraum entdecken und begehen. Ein guter Anfang. Wer mehr will, muß mit anpacken!
Sonntag, 6. Juni 2010
Feldlauf
Schon schön. Sehr schön sogar. Und gewöhnungsbedürftig. Eine Fläche, die bisher im „Bewegungshaushalt“ keine Rolle spielte, lediglich umfahren und von Auto- und S-Bahn aus eingesehen werden konnte, ist zugänglich und wird von den Berlinerinnen und Berlinern so selbstverständlich genutzt, als wäre es nie anders gewesen. Steht man mittendrin im Feld, kommt ein Gefühl von Weite auf, das die Stadt an anderer Stelle nicht bieten kann. Ein bisschen Wehmut ist allerdings auch dabei. Noch in den 70’ern, bei reduziertem Flugbetrieb, zogen landende Flugzeuge, greifbar nah, an meinem Fenster vorbei. Ich gestehe, dass mir das damals durchaus gefiel.
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