Dienstag, 28. September 2010

Fehlerhaft


Auge und Gleichgewichtssinn reagieren auf Störungen, Irritationen. Schon kleinste Veränderungen, „falsche“ Lagen, krumme Ränder, schiefe Ebenen hinterlassen ein körperlich spürbares Gefühl. Des Schwindels etwa. Sie lösen einen Handlungsimpuls aus. Schiefes gerade rücken zu wollen. Bekannt ist Loriots furiose Bildernummer im Warteraum. Neben dem Spaß, den wir damit haben, sagt sie uns zweierlei: Irritationen gehören (1) zum Leben dazu. Sie beheben zu wollen, führt (2) nicht unbedingt zum gewünschten Resultat. Auf die Balance kommt es an. Dosieren muß jede selber. Kryptisch gesprochen: Irritationen, Störungen, Änderungen in gewohnter Umgebung oder in Beziehungen, bringen Lernen auf den Weg, stoßen an. Strikte Ordnung ist der Tod. Gleichwohl begründet sie - die Ordnung - mit Hilfe von Mustern, Strukturen und Normen die unabdingbare Sicherheit, Anschlußfähigkeit und Kontinuität, die Leben möglich macht. Sind Irritationen der Resonanzboden für (Krisen)Erfahrungen, für neue Erkenntnisse, Sicht- und Lebensweisen, so beweisen diese ihre Tauglichkeit erst dann, wenn sie Bestand haben. Was das für die Fotografie bedeutet? Bilder halten fest. Auch das Ungerade.

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