Samstag, 15. September 2012

Weitersehen



 Gummihandschuhe sind Gummihandschuhe, sind Gummihandschuhe, sind Gummihandschuhe. Wirklich? Einmal verrückt, in Form gebracht, fügen sie sich - einer Seerosenlandschaft gleich -, zwanglos in die Landschaft ein. Die Kunst von Ping Qiu besteht darin, dem Betrachter einen Blickwechsel „aufzunötigen“. Die Gummihandschuhe bleiben Gummihandschuhe, ohne Zweifel. Wir sehen - imaginieren - aber etwas anderes. Das Arrangement und die Einfassung in „gebrauchsfremde“ Umgebung zeigen uns, wie Sehen funktioniert. Wir lernen gleichzeitig etwas über den „unausgeschöpften“ Nutzen und Sinn von Gebrauchsgegenständen. Einmal befreit, lassen sie - die Gummihandschuhe - die Erinnerung an Putztröge und Abwasch hinter sich. Ob damit ein, wie der Begleittext zur Ausstellung nahelegt, leises Aufbegehren und verhaltenes Protestieren gemeint ist? Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch nur der Hinweis darauf, dass heute alles vermittelt, zwar naturnah, aber doch nichts weniger als Natur, vielmehr Kultur, ist. Bearbeitet und hintergehbar, ganz ohne Mystik. Muß man deshalb erschrecken? Ping Qiu - und wir gehen gerne mit - zieht es vor, eine spielerische Haltung einzunehmen. Dem Flügel wachsen Flügel, die Form ist Form, der Gummihandschuh blüht, die Doppelhand klopft das Ölfaß. Formgebung, Transformation und Raumgestaltung - mal harmonisch, mal gebrochen - sind ihre Mittel. Behutsam und unaufdringlich zeigt sie uns, was wir können könnten, wenn wir denn wollten. Diese Freiheit müssten wir uns allerdings nehmen. Und sei es um den Preis, von einem Klo angepisst zu werden. Um diese Erfahrung wird reicher, wer bis zum 07.10.2012 die Galerie im Körnerpark aufsucht.

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