Donnerstag, 25. Juli 2013

Noch mehr Kitsch




Kitsch, hieß es an anderer Stelle, ist ein Neuköllner Phänomen. Berlin legt nach. Sagt Francesco Masci. Er hat gepflügt, erspürt, auch einen 2. und 3. Blick gewagt und nachgedacht. Was er sieht, gefällt ihm nicht. Berlin, so sein Eindruck, ist mittlerweile ein „Park voller kultureller Attraktionen, selbstreferenzieller Bilder und Ereignisse“, die die Fiktion emanzipierter, rebellischer und kreativer Individuen erzeuge und nährt. Was entstehe, sei eine Stadt, die ihre Geschichte entsorgt, und „unter den Pflastern der Stadt die Leere, ein Nichts libertären Charakters, ein Nihilismus in spektakulärem und modischem Gewande“ pflegt. Eine neue Ordnung, von anderen Merkelismus genannt, zieht ein, ein „konfliktfreier Raum, in dem die Freiheit weder eine Forderung ist noch ein Recht, noch auch ein angestrebtes Ziel“. Politik dankt ab, ein „Ungeheuer mit drei Köpfen: Moral, Ästhetik und Ökonomie“ zieht ein. Ein rutschiges Gelände und gutes Revier für Rechthaber, Schöngeister, Apostel und Zocker. Glatt, schön, wohlriechend, selbstgefällig, ohne Tiefe, kurzatmig, gedankenlos, bunt und kindisch. Neukölln, sagt einer der es wissen sollte, ist vorn, selbst wenn vorne hinten ist. Steht nun Neukölln, wo Berlin nachzieht, hinten an, weil mittig wie vorn kein Platz mehr ist? Ist vermutlich egal. Aufstehen hilft. Hier wie dort.

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