Kitsch, hieß es an anderer Stelle, ist ein Neuköllner
Phänomen. Berlin legt nach. Sagt Francesco Masci. Er hat gepflügt, erspürt,
auch einen 2. und 3. Blick gewagt und nachgedacht. Was er sieht, gefällt ihm
nicht. Berlin, so sein Eindruck, ist mittlerweile ein „Park voller kultureller
Attraktionen, selbstreferenzieller Bilder und Ereignisse“, die die Fiktion emanzipierter, rebellischer und kreativer
Individuen erzeuge und nährt. Was entstehe, sei eine Stadt, die ihre Geschichte entsorgt, und „unter den
Pflastern der Stadt die Leere, ein Nichts libertären Charakters, ein Nihilismus
in spektakulärem und modischem Gewande“ pflegt. Eine neue Ordnung, von anderen
Merkelismus genannt, zieht ein, ein „konfliktfreier Raum, in dem die Freiheit weder eine
Forderung ist noch ein Recht, noch auch ein angestrebtes Ziel“. Politik dankt ab, ein „Ungeheuer mit
drei Köpfen: Moral, Ästhetik und Ökonomie“ zieht ein. Ein rutschiges Gelände und gutes Revier für Rechthaber, Schöngeister, Apostel und Zocker. Glatt, schön,
wohlriechend, selbstgefällig, ohne Tiefe, kurzatmig, gedankenlos, bunt und kindisch. Neukölln, sagt einer der es wissen sollte, ist vorn, selbst wenn vorne hinten ist. Steht nun Neukölln, wo Berlin nachzieht, hinten an, weil mittig wie vorn kein Platz mehr ist? Ist vermutlich egal. Aufstehen hilft. Hier wie dort.
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