Montag, 9. Januar 2012

Wie's geht !?


Pura hat geschimpft. Mit mir. Pura ist eine, wenn nicht sogar meine liebste „Geistesverwandte“. Sie zeichnet. Ganz wunderbar. Wenn das das richtige Wort ist. Sie hat geschimpft, weil sie vermutet, dass ich - so ihr Vorwurf - „klaue“. Damit berührt sie einen wunden Punkt. Also Zeit, wieder einmal über die Fotokryptik nachzudenken.
Die Fotografie, jede Fotografie, ist und bleibt ein „parasitäres“ Unternehmen. Ein Hilfsmittel für andere Zwecke. Was immer sie tut, sie „klaut“. Das Objektiv richtet sich auf Umgebung, Häuser, Landschaften, Personen, Situationen, gestellte Arrangements oder andere Bilder. Alles schon da, von anderen gebaut, inszeniert, bearbeitet, erstellt. Die Fotografie hält fest, dokumentiert, richtet ästhetisch zu, verleiht - wenn’s gut geht - dem Ganzen eine „eigene Note“ und läßt das Abgebildete in einem anderen Licht erscheinen. Als „Abzug“ ist und besitzt sie eine eigene Realität und unterliegt unterschiedlichen Ansprüchen. Forderungen etwa nach Erkennbarkeit, Authentizität, Anschlußfähigkeit, der Einhaltung ästhetischer Konventionen, einer professionellen Aufbereitung und so weiter. Es ist der (Gebrauchs)Kontext, der der Fotografie ihre Stellung zuweist. Anders formuliert: Was immer sie tut, sie tut es im Auftrag. Der kann selbst oder fremd gesetzt sein. Familienfotos werden mit Datum und Ort versehen, damit sie auch nach Jahrzehnten noch zugeordnet und als Teil der Familiengeschichte erinnert werden können. Foto’s von Gemälden werden in der Regel für Kataloge erstellt und enthalten die zugehörigen Daten der Malerin oder des Malers, der Entstehungszeit und auskommentierte Texte. Die Werbefotografie bebildert Kaufaufforderungen, Städtebilder komplettieren Reiseführer. Die Fotografie verlässt den engen Zusammenhang von Gebrauch und Nutzen, wo und wenn sie in die „Unkenntlichkeit“ rutscht. Fehlt die Objektreferenz, steht das Foto für nichts außer „für sich selbst“. Fotokryptisch gesprochen: Die Ergebnisse sind, vom Betrachter aus gesehen, „kontext - entbunden“, in gewissem Sinne leer. Die Betrachter schaffen Ordnung, verbinden, stellen Zusammenhänge her, rufen Ähnlichkeiten ab oder lassen es. Es - das Foto - gefällt, regt an, verwundert, erzeugt Spannung oder verbleibt – wie so vieles – unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle. Nun bleibt die Frage, ob „Unkenntlichkeit“ davor schützt, Quellen zu benennen und Autoren zuzuordnen, sofern es sie gibt und sie sich ausfindig machen lassen. Dazu habe ich zwei Antworten: (1) Ja und selbstverständlich, wenn es um die kommerzielle Verwertung von Bildern geht, denen erkennbar Werke, Arrangements und Gestaltung anderer zugrunde liegen; (2) Nein, wenn keine gewerbsmäßige Absicht oder anderweitige geschäftliche Interessen, sondern lediglich ein, nennen wir es, kultursinniges Anliegen verfolgt wird. (Teil I)

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