„Denn wenn ich schreibe, schreibe ich, egal wo, fast will ich rufen, egal wie, aber das ist Überschwang.“ *
„Umweg-Literatur“ hat mit der Welt zu tun. Sie erkundet, misst aus, entdeckt, beschreibt, rückt in’s Licht, verbindet, entwickelt Bilder und ist epochal, wo sie Zeitgeist auslegt, verdichtet und prägt. Sie atmet und lebt. Das schreibende Ich rückt in den Hintergrund. Im besten Fall färbt es Sprache und Gegenstand ein, ohne Schatten zu werfen. Stil. So bei Thomas Mann etwa Ironie und Distanz. „Direkt-Literatur“ irrlichtert um’s Ich. Das kann urkomisch, berückend, verstörend und erhellend sein. Häufiger ist es mäßig geschrieben, stumpf und uninteressant. Identitätsgefuddel oder Befindlichkeitsdrama. Immer hart am Kurzschluß entlang. Erfahrungsarm. Parasitär am - nicht im - Leben anderer grabend, um in der Spiegelung lebendig zu wirken. Selbstsuggestion und Eigentherapie. Felicia Zeller gradwandert. Ihr gelingt’s. Knapp drin, ist eben drin. Schon des Titels wegen muß man sie mögen: "Einsam lehnen am Bekannten". Das sitzt. Und klingt „irgendwie gut“. Es hinterlässt ein ebenso angenehmes wie unbestimmtes „Kenn-ich-Gefühl“. Durch Neukölln streift ihr Blick, rutscht an Adidas-Streifen ab, folgt den Alltagsdialogen, misst die Spannung zwischen literarischen Sujets und innerem Monolog, kolportiert Treppenhausgeschichten und beschreibt das Schreiben als Arbeit am Schreiben. Mit Überschwang.
* Felicia Zeller, Einsam lehnen am Bekannten, Düsseldorf 2008, S.53
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