Sonntag, 1. Februar 2009
„Ihre Boheme“ zeigt uns die "Neuköllner Oper". Entschlackt, befreit von aller Bräsigkeit und ohne Geigen-Schmelz orchestrieren 7 Musikerinnen und Musiker furios Puccinis Werk. Kongenial der Bühnenaufbau, karg, mit wenig mehr als dem, was die Sängerinnen und Sänger in den Raum „wuchten“ können. Kein Orchestergraben, das Publikum rundherum, zuweilen unmittelbar eingebunden in’s Geschehen. Hier will man alles zeigen. Das Leben, die Liebe, das Drama und den Tod. Nichts verschwindet im entrückten Bühnenbild. Mit Witz und - wie Versuchsanleitungen wirkenden - kleinen „Unterbrechungen“ holt die Inszenierung das Stück in unsere Zeit und macht eine Interpretation sichtbar und schlüssig: Nicht alles geht auf Kommando, (alte) Menschen haben ihren eigenen Rhytmus. Manche Melodie läuft in’s Leere, zu mancher Bewegung muß der richtige Takt erst gefunden werden. Orchester und Sängerinnen im Widerstreit um Einsätze und Fortlauf der Handlung. Selten wird so großartig „vorgeführt“, wie porös und dennoch kraftvoll - bis zum letzten Atem - das Leben sein kann. Dass die Sängerinnen und Sänger zumeist im fortgeschrittenen Alter - zwischen 50 und 70 Jahren - sind, muß eigentlich nicht eigens erwähnt werden. Es spielt keine „Rolle“ und stimmt dennoch ermutigend. Kleine Bühne. Große Oper. Unbedingt Hingehen.
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