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Eine spannende Frage stellt
Stefanie Grebe in der Ausschreibung zu ihrem Workshop
Alles ist authentisch und alles ist inszeniert. „Was ist in der fotografierten Wirklichkeit und was in der fotografischen Darstellung authentisch? Und was ist inszeniert?“ Sie ist, wie so viele, Fotokryptikerin. Ohne es auszusprechen. Die Wortwahl verrät es. Die
fotografierte Wirklichkeit ist
nicht die Wirklichkeit. Sie ist
wirkliches Bild. Das kann man schön, gelungen, treffend, auch authentisch
nennen. Ob es sich, handwerklich gesehen und mit aufwendigem Set organisiert, einer
Inszenierung verdankt, spielt, auf die Ausgangsfrage bezogen, keine Rolle. Diese Wirklichkeit setzt sich aus denselben Ingredienzen zusammen wie jede, etwa dem Alltag zufällig entnommene, andere Szene. Ob ich das eine oder das andere tue, ist eine Frage der
Wahl, der
Entscheidung, der
Vorliebe, des
Auftrages. Die Diskussion darüber, was authentisch oder inszeniert ist, findet in einem anderen Medium statt. In Kommunikation. In Sprache. Authentisch ist und bleibt, so schmerzlich das auch für
kunstreligiös Angehauchte sein mag, ein
Dafürhalten. Sicherheit, gar Objektivität gibt es in dieser Sache nicht. Nur
Übereinkommen. Und, darin liegt die Würze und der Fortgang,
Dissenz. Über Jahre gestreckt, sprechen wir dann von Geschmack, Ästhetik, Zeitgeist, Stil, Epochen, Wirkungszusammenhängen und Verwertungszwängen. Authentizität trägt ein zeitliches Signum. Sie ändert Form, Farbe und Bedeutung immer dann, wenn ihre
Geltung nachhaltig bestritten wird. Zurück zum Ausgangspunkt und fotokryptisch gesprochen:
Nichts ist in der fotografierten Wirklichkeit, in der fotografischen Darstellung authentisch, nichts ist inszeniert! Jedenfalls nichts, was wir nicht dafür
halten. Es ist da. Der Rest ist Gespräch.