Mittwoch, 17. März 2010
Kunsthype
Ein Kunsthype ist berechenbar. Er folgt ausgetretenen Pfaden. Siedelt in Nestern. Da, wo Szene, Geld, Ambiente, Zeitgeistiges, gegebenenfalls Tradition und Kulturpolitik Klumpen bilden. Das schließt Qualität nicht aus, läuft aber häufig auf Schickliches, Gefälliges hinaus. Insofern steht jede Kunst, sofern sie randständig ist, vor einem doppelten Problem. Sie muß in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken, um wahrgenommen zu werden. Sie bedarf eines Ortes, der Wahrnehmbarkeit herstellt und sichert. Sie muß gleichzeitig mit ihren Themen, ihrem Material, ihrer Bearbeitung von Form, Farben und Perspektiven Irritationen erzeugen, Sehen anregen und sinnlich berühren. Mit anderen Worten: Sie muß nach vorne rücken, etwas treffen, was die Betrachterin und den Betrachter neben Alltag und Gewohnheit stellt. Kein Markt, auch kein Kunstmarkt ohne Publikum und Händlerinnen. Kein Interesse und auch keine Käuferinnen ohne Hingucker. Insofern hat sich Michaela Helfrich Großes vorgenommen. Einen Ort in einem eher unwirtlichen Stadtteil als Galerie zu entwickeln, zu einer Adresse für Kunstliebhaberinnen, interessierte Käufer, aber auch Nachbarn zu machen und Künstlerinnen und Künstler zu präsentieren, die ästhetisch Position beziehen. „Schön! Schick! Teuer!“ ist die aktuelle Ausstellung übertitelt. Was natürlich „inwändig“ gelesen werden muß. Die Werke - vertreten sind Nanako Shikata, Günter Evertz, Ann Besier, Christina Gay, Emel Geris, Peter Goettler, Björn Paulissen, Jiri Polak, Ralf Rose, Stefan Seitz, Gerard Waskievitz - sind ihren Preis wert. Schön ist, dass in einem alten Brauereigebäude - hoffentlich noch länger - ausgestellt werden kann. Schick fällt der Saum über’s Bein in den Bildern von Günter Evertz.
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