Sonntag, 13. Februar 2011

Kerniges Neukölln


Beiseite gespuckt oder absichtsvoll gepflanzt: Der Kern tut, was er tun muß. Aufplatzen, treiben, im Boden verhaften, wachsen, Blätter, Blüten, Bäume ausbilden. Ende und Anfang in einem. Ewiger Kreislauf, Entwicklung, Wiederkehr. Künstlerinnen und Künstler tun, was sie tun wollen. Farbschöpfung und Formgebung, seitwärts „geworfen“ oder absichtsvoll gemalt, sind Eingriffe, Grenzmarkierungen. Sie geben Entwicklung Richtung und Gestalt. Was wächst, muß nicht wiederkehren, was haftet, kann „überschießen“, was treibt, kann anderen Ortes neue Verbindungen eingehen. So wie Uta Zeidler und Gerard Waskievitz es in der „Alten Kindl-Brauerei Neukölln“ machen. Artverwandt und doch ganz verschieden. Arbeitet der eine von „innen nach außen“, arbeitet die andere von „außen nach innen“. Gerard Waskievitz „schält“ in seinen Bildern Themen wie Personen aus der Erinnerung hervor. Schemenhaft, zwischen Aufscheinen und Verschwinden, traumverwandt. In Teilen klar konturiert, sind andere Partien - Gesichter wie Orte - in Gestalt, Licht und Farbe verwaschen, entrückt, verloren. Ihren Teil der Geschichte erzählen sie dennoch. Uta Zeidler arbeitet aus der Fläche heraus und in die Fläche hinein, was nicht zwingend zusammengehört, aber alltäglich Vorstellungskraft und Phantasie „bedrängt“. Sie folgt populären Sujets und rückt assoziativ Themen, Figuren, Landschaften, abstrakte Flächen in- und übereinander. „Klar Schiff“ machen andere, sofern Ordnung gemeint ist. „Klar Schiff“ heißt bei ihr, dass Hunde, Sessel, Hai und Boot in schwerer See wie selbstverständlich Teil einer Bildkomposition sind. So schafft man Sicht in unwegsamen Welten. Aufsuchen, sehen, entkernen, das Ambiente genießen, kaufen. Die CoachingCulture Galerie hat den Jahreswechsel im Übrigen für eine Häutung genutzt. Sie hört künftig auf den Namen Michaela Helfrich Galerie.

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