In jungen Jahren war Rummel Adrenalin pur. Altersbedingte Hormonschübe halfen nach. Laut, derb und rau, Geruchsmischungen irgendwo zwischen Zuckerwatte und Bratwurst, gute Mucke am Auto-Scooter, Rasanz und Abenteuer, Schaulaufen für Mädchen & Jungen, Protzgehabe, Schlägereien. Privileg der Jugend. Schnell verflossen. Heute sieht’s anders aus. Für die einen überflüssig wie ein Kropf, für die anderen - so ging es uns, als die Kinder noch klein waren - ein festes Datum im Jahreskalender: Die Neuköllner Maientage. Der bespielte Platz reichte früher vom Columbiadamm bis knapp zur letzten Senke vor der heutigen Hundeauslaufstelle. Mittlerweile flächenmäßig eingedampft und auch vom Publikumszuspruch her deutlich rückläufig, zieht der Platz heute überwiegend türkisch-arabisches Jungvolk und Familien an. Die Veranstalter, das Bezirksamt Neukölln und der Schaustellerverband, haben Weitblick bewiesen und integrieren in die Maientage das Arabisch-Deutsche und das Türkisch-Deutsche Freundschaftsfest mit vielen Musikerinnen, Künstlern und Kulturschaffenden der Region. Für alle, die Kinder haben oder Kind geblieben sind, der Rest kommt auf ein Bier zum samstäglichen Feuerwerk.
Samstag, 30. April 2011
Neuköllner Rummel
Freitag, 29. April 2011
Sichten 9
„Raum (ist) ein versteckter Grundzug von Bewegung und Bewegung ein sichtbarer Aspekt von Raum“.
Donnerstag, 28. April 2011
Vater is' mal wech
Mittwoch, 27. April 2011
Dienstag, 26. April 2011
Neuköllner Mediensalat
So langsam nimmt die Medienlandschaft Form an. In Neukölln. Geschichten, Bilder, O-Töne kommen - täglich, wöchentlich, monatlich - aus den unterschiedlichsten Quellen und in den unterschiedlichsten Formaten in’s Haus. Bewegt oder starr, bunt oder binär, frisch oder abgehangen. Alles da. Kleinteilig, hintergründig, engagiert, selbst organisiert. Mit Berichten aus den (Un)Tiefen bezirklicher Politik, Impressionen aus Kiez und Kultur, Lebenshilfen, praktischen Tips, Technikverweisen und Veranstaltungshinweisen. Gewitzt bis bescheuert, ordentlich bis provokant, professionell aufgepeppt bis lässig-nachlässig gearbeitet, mit persönlicher Note oder journalistisch aufbereitet, geschrieben, gedreht oder besprochen. Von den „Urgesteinen“, die Vieles in’s Rollen brachten, bis hin zu den ganz Frischen, die Neukölln in anderem Lichte sehen, reicht die Bandbreite. Was alle eint ist, dass hier außerhalb ausgetretener Pfade berichtet wird. Frei Schnauze, jenseits kommerzieller Zwänge, unterschiedlich interessiert und motiviert. Das Kiezradio schließt eine der letzten Lücken. Wir hören gespannt!
Montag, 25. April 2011
Sichten 7
„Tatsächlich lässt sich keine andere kulturelle Praxis benennen, die mehr Zwischenbereich, die mehr Medium für produktive Umformungen des Alltagslebens und seiner sinnhaften Besetzungen wäre als die Architektur.“
Sonntag, 24. April 2011
Samstag, 23. April 2011
Neuköllner Sorte
Freitag, 22. April 2011
Donnerstag, 21. April 2011
Berlin geht immer
Mittwoch, 20. April 2011
Dienstag, 19. April 2011
Montag, 18. April 2011
Sonntag, 17. April 2011
Neuköllner Sicht
Spätaufsteher müssen glückliche Menschen sein. Das Leben hält noch Überraschungen für sie bereit. Neu scheint, was alt und selbstverständlich ist. So wachsen der Nachbarin und dem Nachbarn neue Federn. Aus freudloser Nichtbeachtung wird unter dem Brennglas politischer Großereignisse und medialer Zubereitung eine Nachricht von einigem Gewicht. Ob sie drückt, ängstigt oder befreit und bereichert, ist nicht zuletzt eine Frage der Debattenkultur im Lande. Freuen, Hoffen, Bangen, Glauben, Beten, Dienen, Singen, Lieben gehören, so unterschiedlich sie kulturell und religiös imprägniert sein mögen, zur Grundausstattung menschlichen Zusammenlebens. Jede und jeder so, wie sie oder er es braucht. Hält man gut aus, wenn aus der Innen- und Gottesschau keine Gitterstäbe gezimmert werden, die anderen die Sicht auf und den Weg in die Welt versperren. Das können wir in Neukölln.
Samstag, 16. April 2011
Sichten 1
Manchmal muß man Sachen auf den Kopf stellen, ein bisschen schütteln und ein bisschen rütteln, um ihnen andere Seiten zu entlocken. Räume und Gebäude - geronnene Architektur - sind wie eine zweite Haut. Sie markieren die Grenze zwischen Innen und Außen. Sie passen oder passen nicht. Sie fühlen sich gut an oder nicht. Sie bedrücken oder „geben Raum“. Sie „sorgen“ für Licht oder dunkeln ab. Sie fördern Kommunikation oder organisieren Isolation. Sie hierarchisieren in ein soziales Oben und Unten oder schaffen Platz für egalitäre Zusammenkünfte. Ablegen kann man sie nicht. Nur zeitweilig außerhäusig sein. Große Gebäude schachteln die Welt. Sie vervielfachen die Differenz von Außen und Innen. Allen gemeinsam ist, dass sie Bewegungs-, Blick- und Handlungsweisen nahelegen. Schärfer noch, sie schulen und „justieren“ unseren Blick. Das lässt sich verstärken, brechen und variieren, wenn man Bilder so erstellt, „daß etwas mehr drin ist als nur sie selber.“ Fotokryptik eben.
Donnerstag, 14. April 2011
Mittwoch, 13. April 2011
asthmoid
Dienstag, 12. April 2011
Neuköllner Scham
Was ist das? Ein freundlicher Rat? Ein Hinweis, wie’s sich besser leben lässt? Eine Reminiszenz an die End-60’er? Ein Pubertätspickel im „Ach-Wie-Frei-Sein-Schön-Sein-Kann-Ich-Zeigs-Euch-Mal-Rausch“? Kampf der repressiven Sexualmoral? Selbstvergewisserung? Wer weiß. Vielleicht das:
„Die Sexualität ist etwas sehr Empfindliches, es ist schwer, einen Zugang zu ihr zu finden, aber sehr leicht, darauf zu verzichten.“ *
* Michel Houellebecq, Karte und Gebiet, Köln 2011, S. 240
Montag, 11. April 2011
Wimpel hissen
Wer die Kugel nicht sucht, hisst den Wimpel. Die feine Ironie, der Melancholie mit Trotz die Schwermut zu entziehen, hat fast schon wieder Neuköllner Niveau.
Jibt dir det Leben een Puff,
denn weine keene Träne!
Lach dir'n Ast und setz dir druff
und baumle mit de Beene.
Heinrich Zille
Sonntag, 10. April 2011
Neuköllner Wacht
Ich will, ich wüßte, hätte, könnte,
wenn dieses würde, müßte, gönnte,
mein Reich, mein Segen, meine Sorgen,
von heute, gestern oder morgen,
die da in schönem Schein und holder Art,
betäubend zwar und doch ganz zart,
tränen, nagen, zupfen, rühren,
- aber ach -
zum selben Gedanken immer führen!
Was allem doch zugrunde liegt
und wirkt wie eine täglich' Pille,
ist und bleibt der eig'ne Wille.
Samstag, 9. April 2011
Neuköllner Schrittfolge
Montag, 4. April 2011
Neuköllner Postbaum
Mal eine gute Idee. Die wachsen nach. Von unten her. Die neuen Kästen der Post. Einmal in den Boden gebracht, mit Bedacht gewässert, kann nichts mehr passieren. Wie tief die Briefe fallen, ob sie Wurzeln schlagen, ob Postkarten vor Grundwasser geschützt sind und wie die Leerung im Absaugverfahren unter Straßenniveau erfolgt, ist bisher noch Geheimnis der Post. Nichtsdestotrotz, einwerfen!
Sonntag, 3. April 2011
Zeiträume
Wer mehr zeigen oder sehen will, als erster und zweiter Blick hergeben, muß sich und anderen Zeit geben. Zeit öffnet den Raum für Kommunikation, Miteinander, Sich-Einlassen und gemeinsames Arbeiten. So sind die Fotografien von Herbert Bents immer mehr als „bloße“ Dokumente oder Augenblicksentscheidungen. Sie fassen zusammen und bringen in’s Bild, was erst wachsen muß, im Einverständnis verabredet, inszeniert, professionell arrangiert und schließlich präsentiert werden kann. Aufmerksamkeit. Kunstfertig. Für Menschen, Situationen, soziale Beziehungen. So zu sehen auch in einer neuen Ausstellung. 20 Menschen mit Behinderungen haben „Sich-Selbst“ entworfen: „Schaut her, dass bin ich!“ Zu sehen sind die beeindruckenden Portraits vom 05.04. bis zum 25.04.2011 – Eröffnung am 04.04.2011 um 17.00 Uhr – im „Kunstraum Blaschkoallee“, Standesamt Neukölln, Blaschkoallee 32. Hinfahren, anschauen, Zeit nehmen!