Mittwoch, 31. Dezember 2008


Die Aussichten auf's neue Jahr. Viel Farbe. Kann jetzt jede und jeder denken, was er oder sie will. Unschärfen, Schraffuren und Formenvielfalt. So wird's uns gehen. Gehen wir mit.

Samstag, 27. Dezember 2008


Hier ein kleines >Drama-
gramm<
in 6 Akten.
Klein ist das Drama, weil es in Gramm, nicht in Kilo, so
wie die Tragödie, gemessen wird. Die Wirkung hält sich daher in Grenzen und liegt nicht bleischwer 'im' Gemüt. Zehren kann man davon nicht. Kurzware halt.

B. ist besorgt. Besorgt ist vielleicht nicht der richtige Begriff. In diesem Zusammenhang. Denn es schwingt Empörung mit. Die Stimme hebt leicht an und der Körper kommt in Bewegung. Soweit das im Stuhl und im Sitzen geht. D. muss, sagt sie, ja er muss, erstens weil er seine Mutter befrieden will, zweitens weil er diese Art der Sorge verinnerlicht hat. Ein drittes noch: weil es der Zwang so will. Er muss sein Auto nachts immer in die Garage stellen. Es ist die Angst. Die Angst vor lauernder Gefahr, die ihm keine Ruhe läßt. Zumindest dann, wenn er es denn nicht tun würde. Die Sorge - ein unerträgliches Gefühl - sucht ihn dann heim. Nicht in der Garage, im Bett. B. sagt, D. nennt diese Gegend - gemeint ist die, wo die Mutter lebt - "Western-Celle". Richtig muss es natürlich Westercelle heißen. Ein gefährliches Pflaster. Auch Laster. Das soll es wohl ausdrücken. Kürzlich, so berichtete der "Western-Celler Kurier", suchten organisierte Banden - Autoknacker - des Nachts diese Gegend auf. Das untrügliche Gefühl der (Klein)Bürger für's eigene Hab und Gut bekam Nahrung. Nicht gefühlt, real steht's also schlecht um Sicherheit und Leben. Wie also nun?! B. legt nach. Fünfter Akt. Dein Auto, sagt B. zu D., ist doch kein Maserati. Da macht sich doch niemand 'ran. D., nun sichtlich in der Bredouille, schaltet auf Wiederholung. Es iss' halt wie es iss'. Das Gefühl und die Redundanz. Im Argument und sowieso. Nun hat B. aber doch noch eins, ein sechstes und letztes Beschwernis - unser letzter Akt - gewissermaßen, gefunden: das mit der Garage , sagt B., sei unerotisch.

Geschichten geht's wie den Pfützen. Sie trocknen aus, wenn nicht's passiert. Passiert zuviel, laufen sie über und versinken. Fließt das Wasser ab, kommen sie alle wieder zum Vorschein. Die Geschichten. Manche möchte man gar nicht wieder haben, manche überdauern Generationen. Schon die Bibel, als Geschichte, nimmt hier - mitten im Wasser - ihren Ausgang*:
"Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern (I.Kap.1.6). Da machte Gott die Feste, und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah also (I.Kap.1.7). Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der andere Tag (I.Kap.1.8). Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Örter, so daß man das Trockene sehe. Und es geschah also (I.Kap.1.9). Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannter er Meer. Und Gott sah, daß es gut war."
Wie man sieht, ist es der Unterschied, die Differenz, die Scheidung des Einem vom Anderen, die dem Ganzen im Einzelnem und dem Einzelnem im Anderen in Gänze Gestalt gibt. Ist das logisch?!!? Nur Luhmann wird's wissen. Uns interessiert der Zusammenhang zwischen Geschichten und Pfützen. Heißt ja eigentlich: Vom Wasser zum Wort. Dazwischen liegen Erfahrung, Sehen, Glauben und nicht zuletzt, endlose Wiederholungen. Wir haben also ein ganzes Stück ausgelassen. Die ersten, die diesen Zusammenhang - mit bösen Folgen - kurzschlüssig ignorierten, waren die Äpypter. Die Ägypter gingen, wie uns ebenfalls Moses lehrt, leichtgläubig, dem Sehen verpflichtet und in Verfolgung der Kinder Israels, in's Meer. Sie glaubten, was sie sahen: die Möglichkeit, trockenen Fusses durch's Rote Meer zu marschieren. Ihre Erfahrungen hätte sie anderes lehren müssen. Moses, hier bereits botmäßig Täter auf Geheiß des Herrn, straft diese Erfahrungsresistenz hart ab. Er reckte "seine Hand aus über das Meer, und das Meer kam wieder vor morgens in seinen Strom, und die Ägypter flohen ihm entgegen. Also stürzte sie der Herr mitten ins Meer,... (II.Kap.14.27)"*. Alle tot. So war es. Was sagt uns das heute?


* 1. Buch Mose, Kapitel 1
zit. nach: Tausend - Bilder - Bibel, Die heilige Schrift, Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlags-Anstalt, o.J., Seite 1
* 2. Buch Mose, Kaptel 15
ebenda, S.98

Dienstag, 23. Dezember 2008


L. sagt, London ist gräulich. Innenstadt schön, der Rest Arbeiter-
wohnklos
und enge Bebauung. Nicht nochmal, auch der Klub war scheiße. Voll, teuer und - schweiß mal noch - eng. Mukke uninspriert. Überfliegen wir das einfach mal und lassen den vielen Dreck - darin läuft London der Donaustraße glatt den Rang ab - einfach liegen.


London (harder, better, faster, stronger) from David Hubert on Vimeo.

F. hat Schnee bestellt und seine neue Dach-
terasse geschmük-
kerlt. Das sieht
gut aus und läßt uns hoffen. Er selbst trifft momentan Menschen, die er nicht - zumindest nicht an diesem Ort und zu dieser Zeit - erwartet, geschweige denn, leibhaftig vor sich hat sehen wollen. Das eine oder andere Buch ist ihm dabei vor'm Kassen-Tresen aus der Hand gefallen. Die Hand hat's überstanden, der Bekannte war verwundert, die Kasse funktioniert noch.

Foto: F.Senf

Montag, 22. Dezember 2008


Unübertroffen unsere keltischen Verwandten, die sich nicht scheuen, das ganze Jahr über die weiße Weihnacht auszustellen. Das ist wirklich so. Ob's jemand kauft, konnten wir nicht überprüfen.

Weihnachten naht, setzen wir also Pastelltöne auf und Ohrlichtern wir ein bißchen durch die Gegend.

Samstag, 20. Dezember 2008


S. sagt, das sie es nicht verstehe, dass man nachts solche Sachen macht. Wie denn das eigentlich geht. Ist es jetzt das Alter oder warum hat man dafür Zeit. Aber mal ausprobieren ginge schon.


Rot - Grün. Die eine - hutbeladen - läuft, der andere - hutbeschwert - hält den Verkehr auf. Richtungswirksam zeigt der Schritt mal nach links, die andere winkt durch. Richtig an die Hand nehmen mochten sie sich nie. Schwer zu sagen, ob uns das gut getan hat. Viel Hoffnung war jedenfalls. Nach all dem Kohl, den's vorher gab. Atemberaubend allerdings, mit welcher Chuzpe die aktuelle Entwicklung kommentiert wird. Nichts gesehen, nichts gehört, nichts gemacht, mit anderen Worten: nichts zu verantworten. Frau Nahles sieht die SPD ganz vorne: beim Aufräumen all des Schutts, für den die SPD ursächlich (mit)verantwortlich ist. Das sagt sie natürlich nicht. Sie ist immer vorn, überschwenglich geradezu. Keine Nachdenklichkeit, kein Innehalten, keine Entschuldigung bei all den Millionen, die bereits jetzt und spätestens in den nächsten 1 bis 2 Jahren die Zeche für diese Politik werden zu zahlen haben. Gleiches gilt für Frau Künast. Sie bläst weiterhin die Backen auf, bar allen Gefühls dafür, dass in den letzten Jahren der Rot-Grünen Koalition treffsicher alle Schutzwälle abgeräumt wurden, die dem Debakel hätten Einhalt bieten können. Die große Koalition nahm dieses Erbe dankbar an und verwaltet uns nun fröhlich in die Krise 'rein. Wieder sind es die Alten, die Zusammenhänge und Verantwortliche benennen. Was hat das mit der Donaustraße zu tun?
"Aber das Leben hält immer wieder Unvorhergesehenes, Weggabelungen bereit, denen sich jeder von uns stellen muss, die schwierige Entscheidungen abverlangen."
So schreibt mein Bundestagsabgeordneter, Herr Staffelt, zuständig für Neukölln. Was ihn so überrascht hat, da unvorhersehbar?
"In Zukunft werde ich für die EADS die Aufgabe des Vorstandsbeauftragten für Politik- und Regierungsangelegenheiten für Deutschland übernehmen."
Was hat Herr Staffelt in den letzten Jahren gemacht? Er war bis 2005 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und als Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt tätig. Zurzeit ist er Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten und stellvertretendes Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft und Technologie. Die "European Aeronautic Defence and Space Company" (EADS) ist Europas größter Luft-, Raumfahrt und Rüstungskonzern. Nun bin ich aber überrascht! Wie ist es möglich, jahrelang genetzwerkelt zu haben, ohne zu bemerken, mit wem und was man dabei beschäftigt war und ist? Dies spricht gegen alle Lebenserfahrung, sagt mein arabischer Nachbar mit Blick auf die hilfreichen Verflechtungen und Verpflichtungen in Familie, Clan und Kiez-Netzwerken. Lieber Ditmar, das Leben würde für alle einfacher mit ein bißchen mehr Ehrlichkeit. Keiner nimmt Dir übel, dass du nun endlich mal richtig Geld verdienen möchtest. Geht uns nicht anders. Dass Du dem permanten Konflikt zwischen politischer Verantwortung und "Indienstnahme" durch Dritte entkommen möchtest durch's Herstellen von "Eindeutigkeit". Soll einem ja keiner was nachsagen können. Sag's einfach, wie es ist. Das ist in Ordnung und kann jeder verstehen. Da gabelt's sich dann auseinander. So kommen manche Brüder - seltener Schwestern - zur Sonne, die anderen bleiben halt hier, in der Donaustraße. Das ist kein Vorwurf, ich bitte, mich nicht falsch zu verstehen. Politik hat mit Interessen zu tun. Sie kenntlich und sich damit streitbar zu machen, ist Vorausetzung für mit offenem Visier ausgetragenem parlamentarischen Disput über die Frage, wie wir in diesem Lande miteinander leben wollen. Unsäglich aber ist, sich hinter "Unvorhergesehenem" zu verstecken und Unaufrichtigkeit zu einem Gewissenskonflikt zu adeln. Das haben wir Neuköllnerinnen und Neuköllner nicht verdient.


T. verließ uns früh. Während eines Studienaufenthaltes in Frankreich "kollidierte" er mit einem Auto. Die Schuldfrage wurde nie geklärt. Geholfen hätte es ja auch nicht. Die Gesetze der Physik - so muß man die Geschichte wohl lesen - lassen sich schwer aushebeln. In seinen Studien beschäftigte ihn die Entwicklung der Zünfte im Mittelalter. Alle, die wir ihn kannten, waren sicher, das er die universitäre Laufbahn nehmen würde. Er hatte die Beharrlichkeit und die unabdingbare "Leichtigkeit" bei der Beschäftigung mit Quellen und alten Texten, die uns fehlte. Eine andere Eigenschaft aber, die ihm zum Verhängnis werden sollte, irritierte. Er war "Jogger", als es diese noch gar nicht gab. Täglich absolvierte er seine Strecke. Häufig auch mit dem Fahrrad. Es passierte dann immer folgendes: das Gesicht spannte sich kaum merklich, Mimik, Augen und Körperhaltung - ganz leicht nach vorn gebeugt - änderten Temperatur und Ausdruck und ließen erkennen, das fortan die gesamte Konzentration nach innen gekehrt, die Außenwahrnehmung auf das Notwendigste - die Richtung halten - reduziert war. Lauf und innere Konzentration ergaben ein "ineinander gefügtes Rad". In der Bewegung Ruhe finden. Ruhe in Bewegung finden. Etwas, was - streng genommen - nicht geht. Er konnte das. Immer wieder. Ich habe - mit wenig Nachdruck - Gefährdungen angesprochen: die Anderen sind nicht so, sie funktionieren. Der Verkehr auch. Das wollte und konnte er nicht glauben. Zurück von seine Läufen - verschwitzt, glücklich, entspannt und zugewandt - galt sein erster Weg der Küche. Er schmierte, auf's selbstgeschnittene Brot, viel viel Honig und ließ es sich schmecken. Das kleckerte und ließ reichlich Krümel zurück.

So sieht' s dann bald wieder aus.

Jeder hat Geheimnisse, ganz geheime sogar. Meist sind sie fräulich. Aber nicht immer. Ich habe ein Geheimnis mit Th. Das teilen wir seit 30 Jahren. Niemand weiß davon. Vieles andere verbindet uns auch noch. So die Zuneigung zu Colosseum, den Tubes, Motorhead und anderen fröhlich musizierenden Kapellen. Ältere Herrschaften, die mit Druck, Verve und Lebenslust für uns frickeln, was das Zeug hält. Wo gibt's denn so was noch. Heute, meine ich. Nur die ganz alten hatten's ähnlich drauf. Na, wie auch immer. Wir - Th. und ich - telefonieren alle drei Jahre mal. Meist zu Silvester. Da ruckt's dann. Jedenfalls, es steht im Kühlschrank, das Geheimnis. Seit 30 Jahren. Es bläht mittlerweile und wird irgendwann zumindest die Küche wegsprengen. Alle Versuche, Th. diese Dramatik nahe zu bringen, sind bisher gescheitert. Der Umweg über B., was seine Frau ist, hat auch nichts gefruchtet. "Wegtun" geht nicht, finde ich. Verabredet ist verabredet. Das müssen wir jetzt zu Ende bringen. Schmecken tut's ja auch!! Also, lieber Th., komm rüber!!

Foto: Herbert Bents

Freitag, 19. Dezember 2008


Eine andere alte Freundin ist G. Sie wiederum schreibt: "Hi Christoph, habe Deine Anhänge eben gelesen ... das ist ja ziemlich irres Material. Wie es scheint, willst Du mein laptop-Können testen, tja, an so manches muss ich mich noch gewöhnen ... aber ich sehe das ganz gelassen ... außerdem beginnt jetzt die Zeit zwischen den Jahren, also alles etwas gemäßigter ... Vor allem Bier und Sekt kühl stellen, keinen Stress und ganz besonders Banken und Regierungen beobachten - schönes Hoppy, allerdings schlecht bezahlt!!!!!!!" Recht hat sie!


Mein alter Freund H. schrieb mir. Anders, er schickte mir, in Sorge, dass das Bloggen nur wenig mehr als eine nutzlose Fingerübung sei, folgendes Gedicht:
Ich sah durch ein hohes, großes Loch.
Ist Nichts darin? - Doch! scholl es. - Doch!
Und ich suchte und suchte und grub nach dem Nichts. -
Da quoll aus dem Loch eine Garbe Lichts. -
Ich habe das Nichts gefunden, -
Und mir um die Stirn gewunden.
Erich Mühsam
Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978, S. 19


Donnerstag, 18. Dezember 2008


Gloria Fürstin von Thurn und Taxis - so war kürzlich der Presse zu entnehmen - vertritt die Meinung der anatolischen Kirsche, und die hat einen Randpunkt: "Sex ist eilig, der dient der Ortbepflanzung, nicht dem Bäcker. Das der Mensch anders tickt, ist klar. Fleisch ist lecker. Ich habe auch Schwierigkeiten mit dem 14. Gebot: Du sollst nicht nuscheln. Trotzdem kann man doch am höheren Nil apportieren", sagt sie. Zur Rolle der Frau sagte Maya Gräfin von Schönburg-Glauchau, die Mutter von vierundzwanzig Kindern ist: "Seien wir auch mal herrlich: Der vollen Frau ist die Kutte vorgegeben - um den Randwuchs anzuziehen." Für Frauen, die Karate machen, zeigt die Gräfin wenig Verständnis: "Was haben wir denn davon? Überlaufende Indergärten, Inserate, ja, selbst schon Säuglingspfoten! Den meisten Kindern heute fehlt der Kutter. Das Meer hilft allen." E. hat dafür Verständnis. Zucht allerdings ist Männersache. Sagt er. Am Huhn kann man's sehen. E. züchtet Hühner. Japanische Kampfhühner. Furchtbare Dinger, denen, vom Hals abwärts über den ganzen Bauch hinunter, ein daumenbreiter Streifen Fell fehlt. Nackte Haut. Wie aufgeschlitzt. Oder eher, wie gerupft, so sieht das aus. Die Pfanne ruft. Den langen Hals vorgestreckt, stolzieren sie durch den Garten. Scheißen natürlich alles voll. Preise gewinnt er auch damit. Europäisches Kampfhuhn 1'er Güte und ähnliches. Maya Gräfin von Schönburg-Glauchau ist begeistert. Das, sagt sie, muß natürlich auch alles mit auf's Meer.


Foto: H. Dierks

Mittwoch, 17. Dezember 2008


Der Handel läßt nach. Sagt Ö. Er betreibt einen kleinen Laden, der Zeitungen, Süssigkeiten, Getränke und Lottoscheine an die Nachbarn bringt. Hinten im Laden wärmen sich im Winter die Hartz-4'er auf. Das Licht abgedreht, die Lizenz für diese Art "Schenkwirtschaft" fehlt. Muß auch nicht sein. "Sozialraumorientierung" predigt seit längerer Zeit die Stadt Berlin, um sparwirksam der Sozialarbeit die Ressourcen zu entziehen. Sollen die Leute doch selber sehen, wie sie klar kommen. "Wir steuern", schallt es aus den Rathäusern und Ämtern. Schmutzigmachen geht nicht mehr, das ganze Elend ham'se doch selbst herbeigeschludert. Na jedenfalls, Ö. integriert. Die Abgehängten und Suffkies. Informationen, Nachbarschaftspost und anderes gehen gratis über den Ladentisch. War da was? Ja, Ö., "zugereister Türke in 2. Generation", sozialarbeitert sich durch den Kiez. Die Integration steht Kopf. Gemerkelt hat das keiner. Nein, so ging es schon immer. Im Zweifelsfall hilft man/frau sich gegenseitig aus. Mittelschicht und Verwaltung kennen das nicht. Da kämpft jeder gegen jeden.


Das "Tüddeltönnchen" passierte ich immer samstags auf dem Weg zum Schlachter. Ein richtig guter übrigens. Gibt es kaum noch in Berlin. Handgearbeitet, Neuland und nicht überteuert. Wer des ewig gleich schmeckenden, eingeschweißten Schweineallerleis überdrüssig ist, ist hier richtig. Vegetarier finden um die Ecke einen uralten Bioladen, den man schon des Geruchs wegen - gesundgute Lebensmittel gibt es natürlich auch - unbedingt mal besuchen sollte. So gleicht sich alles aus. Das "Tüddeltönnchen", außen im gelblich warmen Ton gestrichen, und im Sommer mit offenen Flügel-Türen, machte einen ganz aufgeräumten Eindruck. Billig war das Bier. Eingekehrt bin ich nie. "Tüddeln" kenne ich von meinen Großeltern: "Tüddel nicht rum", sagte mein Großvater häufiger mal zu meine Großmutter. Er gab seiner Ungeduld damit Ausdruck, kränkte aber ein um's andere mal meine Großmutter, die die Hausarbeit in selbstgewähltem Tempo verrichten wollte. Im Gegensatz zu vielen Eckkneipen suchte im "Tüddeltönnchen" eher gemischtes Volk, jung wie alt, Geselligkeit. Dann war's plötzlich vorbei. Die Leuchtschrift abgeschraubt, der Laden zu. Warum auch immer. Wenig später ging er gemünchnert neu an den Start. Das "Valentin Stüberl" bietet seither Brezeln, Leberkäse, bayrisches Bier, schwer angesagte DJ-Mukke und Kleinkostkunst. Das belebt. Eingekehrt bin ich immer noch nicht.

Samstag, 13. Dezember 2008


Das muß sich ändern, sagt sie. "The Human Body" dreuelt Prince. Sie schreibt und ist unzufrieden. Der Ordner muß weg. Alles andere geht irgendwie. "Was denn, was guckste denn so??". Prince haut "face down" raus. Mir reicht es. Danke

Sag mal was, sagt D. Sagt sie so, sogar das sagt sie. Blättert weiter in der Zeitung, verlässt das Zimmer, holt falsche Luft, setzt sich und schüttelt Nüsse aus der Schachtel. Ruht jetzt und schaut wieder in die Zeitung. Ich bin beruhigt.

Musik ebnet alle Differenz ein. Hören, hören, hören..... Das Sortieren beginnt nachher. Euphorisiert, macht Spaß, gefällt, schmerzt, nimmt mit, hält auf Distanz ....... und verklingt dann irgendwann 'mal. Die "Ohrpassage" ist immer die gleiche, der Klöppel fällt aufs Fell, der Rest ist Durchfall, Resonanz und - bitte - noch (k)einmal. Das ist nicht schlimm, nimmt dem Universum an Tönen nichts von seinem Glanz und hält alle in der Balance. Beliebigkeit ist damit nicht gemeint. Der "Hörfluß" geht allen "durch und durch", schwemmt Gemütszustände auf, an und mit. Musikalisch "genietete" Erinnerungen halten das Leben zusammen, bilden Rettungsinseln und öffnen neue Welten. Was ich damit sagen will: alles - was immer zur Hand genommen wird - schlägt, zupft, reisst, beisst, singt, pfeift oder orchestriert Melodien, die wir brauchen.


Mit der Kunst kommt Differenz in's Spiel. Schön ist, was Mut macht?! Mut ich mir Schönes zu?!? Schön zu Geld gemacht, färbt die Macht schön?!? Macht Macht Schönes zu Schönem?!? Schönt Kunst Geld zu Kunst!?! Gilt Kunst nur über Geld als Schön?!? Wie auch immer: schön, schön, Geld, Geld, Kunst, Kunst, Betrieb, Betrieb. Berührt da jemand was??!!??

Gefühlte Wärme folgt Lichtempfindungen, die in 8 Sekunden Energie erzeugen.

Wir schwimmen im Geld?!? Erkennt noch jemand die Richtung, in die es geht?

Freitag, 12. Dezember 2008


In der Donaustraße liegt die Gefahr am Boden, begleitet dich, kreist dich ein, weicht nicht aus, verschwindet ab und an, hat unablässig Nachschub und formt die ewig gleiche Wurst. Unsere europäischen Nachbarn haben die eine oder andere Lösung, die wir auch einmal ausprobieren sollten.

Wer Ruhe finden möchte, wählt Orte, die alle kennen und meiden.
Nichts ist spannender, als Dinge zu tun, von denen man nicht weiß, wie sie enden, was sie bedeuten, warum sie überhaupt gemacht werden sollten, mit anderen Worten: nichts geht so, wo nichts so geht, wie es halt nicht gehen kann.