Samstag, 20. Dezember 2008
T. verließ uns früh. Während eines Studienaufenthaltes in Frankreich "kollidierte" er mit einem Auto. Die Schuldfrage wurde nie geklärt. Geholfen hätte es ja auch nicht. Die Gesetze der Physik - so muß man die Geschichte wohl lesen - lassen sich schwer aushebeln. In seinen Studien beschäftigte ihn die Entwicklung der Zünfte im Mittelalter. Alle, die wir ihn kannten, waren sicher, das er die universitäre Laufbahn nehmen würde. Er hatte die Beharrlichkeit und die unabdingbare "Leichtigkeit" bei der Beschäftigung mit Quellen und alten Texten, die uns fehlte. Eine andere Eigenschaft aber, die ihm zum Verhängnis werden sollte, irritierte. Er war "Jogger", als es diese noch gar nicht gab. Täglich absolvierte er seine Strecke. Häufig auch mit dem Fahrrad. Es passierte dann immer folgendes: das Gesicht spannte sich kaum merklich, Mimik, Augen und Körperhaltung - ganz leicht nach vorn gebeugt - änderten Temperatur und Ausdruck und ließen erkennen, das fortan die gesamte Konzentration nach innen gekehrt, die Außenwahrnehmung auf das Notwendigste - die Richtung halten - reduziert war. Lauf und innere Konzentration ergaben ein "ineinander gefügtes Rad". In der Bewegung Ruhe finden. Ruhe in Bewegung finden. Etwas, was - streng genommen - nicht geht. Er konnte das. Immer wieder. Ich habe - mit wenig Nachdruck - Gefährdungen angesprochen: die Anderen sind nicht so, sie funktionieren. Der Verkehr auch. Das wollte und konnte er nicht glauben. Zurück von seine Läufen - verschwitzt, glücklich, entspannt und zugewandt - galt sein erster Weg der Küche. Er schmierte, auf's selbstgeschnittene Brot, viel viel Honig und ließ es sich schmecken. Das kleckerte und ließ reichlich Krümel zurück.
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