Montag, 26. Januar 2009


Lang ist sie. Die Donaustraße. Sie verbindet die Reuterstraße mit der Böhmischen Straße, führt parallel zu und zwischen Sonnenallee und Karl-Marx-Straße ein abgeschirmt und vergleichsweise ruhiges Dasein. Der Verkehrslärm, der Sonnenallee und Karl-Marx-Straße als Wohngegend nahezu ausschließen, kommt sehr gedämpft an. Balkone machen hier noch Sinn. Wie viele Berliner Straßen, so zeigt auch die Donaustraße das üblich zerrissene Gesicht: viel erhaltener Altbau aus der Jahrhundertwende, viel Restauriertes aus der unmittelbaren Nachkriegszeit und so manche Bausünde aus den 50’, 60’ und 70’ Jahren. Es fehlt die Weitläufigkeit, die (groß)bürgerliche Wohnviertel auszeichnet. Die Bürgersteige sind schmal, die Straße selber eng. Für mediteranes Flair mit Cafes und Kneipen vor den Lokalen fehlt der Platz. Lebendig ist es dennoch. Vor allem im Sommer. Die Mischung aus türkischen und arabischen Familien, Studenten, Alt-Neuköllnern und Zugezogenen klappt halbwegs reibungslos und spült ab dem Frühjahr viel Leben auf die Straße. In den Seitenstraßen siedeln sich seit einiger Zeit vermehrt Kleinkunst und Kultur an. Die alten Läden haben den Einzug der Einkaufs-Center auf der Karl-Marx-Straße nicht überlebt. Fehlende Kaufkraft, hohe Arbeitslosigkeit und Sozialhilfebezug machen allerdings einen Kiez nicht gleich zum Ghetto - wie unser Innenminister glaubte, verlauten lassen zu müssen -, sind aber der Tod des Kleingewerbes. Gewerbetreibende mit ausländischem Pass halten dagegen und lassen zumindest eine Ahnung davon aufkommen, was ein arabisch-türkischer Boulevard mal sein könnte. Wer Großstadt will, auf europäischem Niveau, ist in Nordneukölln richtig. Nun wird, wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung noch im letzten Jahr beschlossen hat, die Donaustraße gleich zweifach mit einem „Quartiersmanagement“ beglückt. Auf ganzer Länge. West wie Ost. Wir freuen uns, die Dipl. Ing’s aus Kassel, Schwerte und Oberschwemmdorf bald begrüßen zu dürfen und wünschen viel Spaß und ordentlich Gänsehaut beim Eintauchen in den Neuköllner Großstadtdschungel.

1 Kommentar:

  1. Ahoi Christoph!

    Halbtot siechte ich dahin, doch trau den Worten, ich bin wieder aufgestanden und bin online, d.h. das Leben geht weiter.

    Das finde ich ja richtig gut, dass was da in Neukölln ensteht, ein digitales Straßennetz. Genau, am Puls der Zeit, da wo ich wohne, dazu kann ich auch was sagen, bekantermaßen kann man im globalen nicht wohnen.

    Weiter so mit Infos zur allgemeinen Lage und dem speziellen Flair- auch wenn es etwas schrottig ist. Chrom, Glas und Beton überlassen wir den Hoch- und Glanzbroschüren,
    trinken unser Bierchen, ganz bieder, an der Ecke und erfreuen uns an der kostenlosen Vielfalt.

    Grüße

    Herbert

    Ps Die Eröffnungsfestivitäten der Fotoausstellung, 3.02.09 gehen von 12.-18.00 Uhr.

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