Donnerstag, 23. Juli 2009

Ohnesorg


Im Theater ist Theater. Das war schon bei Ohnesorg so. Mit und ohne die langlebige Heidi Kabel. Der, der’s auch kann, ist René Pollesch. "Ein Chor irrt sich gewaltig", heißt das gute Stück. Das Bühnenbild - ein blümchenbedruckter Vorhang vor leerem Raum - stimmt und stimmt auf’s Stüberl ein. Verzogen hat’s die Möbel, wie die Ehe. Es poltert, es raunzt, es flunkert und schmanzt, es trällert, philosophiert, lästert und barmt. Wer da nun wen spielt, verkörpert oder inszeniert, in Choresstärke und Gleichklang als Liebhaber angesprochen oder Wohlklingendes zum Besten gibt, ist nicht immer gleich und leicht zu durchschauen. Um Liebe geht’s, um Kapitalismus, Grundeinkommen, Moral, Kritik und Kunst. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Na, die Sprache ist’s. Reden kann man schließlich über alles. Wirkmächtig wird man damit nicht. Alles kreist. Noch der beste Gedanke, das intimste Gefühl, sind, erst einmal zum öffentlichen Diskurs gestanzt, Teil einer beredten Sprachlosigkeit. Herrschaft und anderen Zumutungen ist mit politischer und emotionaler Aufladung in „leerem Gewande“ nicht beizukommen. Stellvertretung, auch in Choresstärke, geht gar nicht mehr. Wissen konnten wir das vorher. Macht aber nichts. Das Ganze wird - im Prater - so hinreißend und kurzweilig gespielt, dass man, gleichwohl vorgeführt, herzhaft lachend den eigenen, geschniegelten Denkfalten beim Runzeln zuschauen kann. Hingehen.

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