Samstag, 25. Juli 2009


Rührig nennt man Personen, die mit viel Idealismus, hartnäckig, zuweilen mitleidig belächelt, gegen viele Widerstände und ohne das nötige Geld „Herzensangelegenheiten“ voranbringen. Zu diesen zählt Lutz Manthe. Seit Jahrzehnten baut er, Stein für Stein, an Berlin’s Rockarchiv. Die Krönung (s)eines Lebenswerkes, ein Rock’n’Roll Museum in den märkischen Sand zu setzen, erleben wir hoffentlich noch. Zeit wird’s. Lange hatte das Archiv am Erkelenzdamm eine Heimat, jetzt ist es in Britz zu finden. Das hat einen guten Grund. In Liverpool spülte der Hafen musikalische Einflüsse in die Stadt, die mit den Beatles schließlich das Feuer entfachten, das der Rock’n’Roll-Epoche den nötigen Schub gab. Das „quirlige Neukölln“ bot in den 50’er und 60’ern mit seiner Mischung aus Nachkriegstristesse, Industrie, Flughafen, Kneipenkultur, Milieu und Besatzer-Musik, den Berliner Treibsatz, der Rock’n’Roll zum Leben brachte. Immer mal wieder, so auch jetzt, sucht Lutz Manthe „Beatzeugen“, die ihm zukommen lassen, was in der Geschichte der Rockmusik einen Platz haben sollte. Insbesondere zur Leipziger Beat-Demo 1965 sucht er Material und Zeitzeugen. Also rauf auf die Dachböden, runter in die Keller, Fotos und Plakate, olle Platten, Eintrittskarten, eigenes Musikgeschirr, Bandgeschichten und sonstig Abwegiges sichten und rüberreichen. Was beide Städte übrigens noch verbindet: Der Humor und die Lebensfreude der Liverpooler ist sprichwörtlich. Da kann Neukölln locker mithalten. Berlin sicher nicht!

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