Sonntag, 5. Dezember 2010
Laufbild
Bilder denken nicht. Die Geschichte, die Bilder erzählen, müssen Betrachterinnen und Betrachter zuallererst zusammensetzen. Imaginieren, erinnern, erhellen, phantasieren, deuten. Viel Arbeit. Gegebenenfalls und vermutlich in den häufigsten Fällen, da Autorin und Betrachterin ja nichts miteinander zu tun haben (müssen), auch „gegen“ das Bild. Dann ist man „bei sich“. Das Bild gibt lediglich den Impuls, ist Auslöser. Der Film, anders als das Bild, läuft. Eine Bildfolge erzählt. Wie sprunghaft auch immer. Sie zieht Korsettstangen ein. Wahrnehmbare Veränderungen von Zeit, Raum und Handlung. Im Bild fällt alles „in sich“ zusammen. Radikal. Das Davor, das Danach, Intention und Bedeutung sind als Leerstelle präsent. Eine Aufforderung, die Phantasie laufen zu lassen. Oder, den Blick abzuwenden. Was das mit Fotokryptik zu tun hat? Sie ist Methode, nicht Stil, hatten wir an anderer Stelle formuliert. Nichts anderes versuchen Filmemacherinnen und Filmemacher, die Betrachterinnen und Betrachtern auf die Sprünge helfen, als Koproduzentinnen gewinnen wollen. Wie das geht? Durch Auslassen, Andeuten, Auffüllen. Wer will, kann’s lernen. Zumindest aber verstehen. Reingucken.
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