Samstag, 25. Dezember 2010

Zauberhaftes Neukölln


Vom Zaubern ist ja viel die Rede. In letzter Zeit. „Zauberer“, sagt Maxim Leo, „sind die besten Stadtentwickler (…).“ Blasse Jungs und bunte Mädels, mit viel Ideen und wenig Geld, die eine raue Alkoholiker-Meile im Handumdrehen in ein angesagtes Ausgehviertel verwandeln können. Was da entsteht? „Ein Gefühl von Freiheit, von einem anderen Leben, von einer Welt, die wie ein großer Spielplatz ist. Wo Geld keine Rolle spielt und niemand erwachsen werden muß.“ „Zaubern“, sagt Mona Schmidt, gebürtige Neuköllnerin, „ist Arbeit, langes Üben, Zaubern ist Sich-Feinde-Machen, denn man darf ja nicht mal seinem besten Freund erklären, wie es funktioniert. Das verbietet der Kodex der Zauberer (…).“ Zwei Welten, zwei Philosophien, zwei Zeitalter. Das alte und das neue Neukölln. Was den Unterschied ausmacht? Die neuen Zauberer leben und reisen, Rücktrittversicherung eingeschlossen, auf dem Kaskoticket ihrer Eltern. Sie nehmen kreative Auszeiten, sind hochmobil, gebildet, international orientiert. Durchstarten kommt später. Jeder Ort ist ein Ort. Wurzeln schlagen hinderlich. Die alten hingen am Gewerbe und - so es sie noch gibt - halten stand. Lokal verwoben, familienorientiert, mit Kiez und Nachbarschaft auf Du und Du. Sie sind, so unerbittlich kann das Leben sein, erwachsen. Und wissen um die Macht des Geldes. Das Gefühl für Spiel, Freiheit und Glück haben sie nicht verloren. Sie packen’s in kleinen Portionen ab. Sparsamer Umgang für lange Strecken. Lebensklug.

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