Samstag, 30. Juli 2011

Freitag, 29. Juli 2011

Pop 005


Wie kriegen wir die Fäden nun wieder zusammen? Vorerst mit einem "Zitat":
„Junge Männer mit Cowboyhüten und Cowboystiefeln parkten ihre schweren Pickups, Mustangs und Hummers und drängten in die Musikhalle. Erst recht hatten sich ihre jungen Frauen herausgeputzt für diesen Abend. Eine kam mit schwarzem Cowboyhut, geschmückt mit schwarzem Flor und Federn, eine andere schulterblattfrei, ins linke Schulterblatt hatte sie sich ein prächtiges Kreuz stechen lassen, ins rechte den Schriftzug „Christian Montana“, und ich stand daneben und rang mit der gelernten, antrainierten Verachtung für derlei wie mit einem Fremdkörper im Blut. Natürlich, die protzigen Autos, der Cowboykult, das Jahr 2010. Ich brauchte ein paar Minuten, um zuzugeben, dass es mir gefiel. Es war da, es lebte, fand zusammen. Nur ein verstockter Narr hätte die Freude der jungen Männer und Frauen an diesem Abend und den Glanz in ihren Gesichtern übersehen können, eine Freude, gemischt mit ruhigem Stolz auf ihr Sosein, dessen sie sich und einander versicherten, einfach indem sie kamen. Was war falsch daran? Nichts.“ *
* Wolfgang Büscher, Hartland, Zu Fuß durch Amerika, Berlin 2011, S.260

Donnerstag, 28. Juli 2011

Pop 004


Pop(Musik) ist ein Bastard. Immer auf Wanderschaft. Womit das zu tun hat? Wahrscheinlich liegt es daran, dass die, die ihn ursprünglich in die Welt trugen, zur „Wanderschaft“ gezwungen waren. Mit Leib und Seele, Haut und Haaren. Entwurzelt, entrechtet, versklavt. Raum spielt daher von Beginn an eine zentrale Rolle. Als Leerstelle. Als Nichtort. Da man da, wo man war, nicht aus freien Stücken war. Dahin, wo man herkam, nicht zurückkehren konnte. Und die Erinnerung an den Ort, dem man entstammte, mehr und mehr verblasste. Raum war daher da, wo Gemeinschaft stattfand und das eigene Los und die Hoffnung auf bessere Verhältnisse besungen werden konnten. Ein gleichsam ideeller und spiritueller Ort, der überall und immer dort gründet, wo Menschen zusammenkommen, deren Anliegen - Sehnsucht, Heimat, kulturelle Wurzeln, Liebe, Leben, soziale, politische und individuelle Emanzipation -, wo nicht identisch, so doch große Schnittmengen aufweisen. Dass Pop(Musik) von Anbeginn, klug bedacht wie gezwungenermaßen, aus kreativer Neugier wie auch bloßer Anpassung, aufsog, was anderen Traditionen entsprang, machte sie anschlußfähig. Der permanente Wandel war seither ihr Markenkern, bei Beibehaltung der Themen. Nicht um die „Überwindung von Raum“, wie Balzer meint, geht es ihr seither, sondern um die Aneignung von Raum unter dem Signum der „Überwindung von Epochen und zeitlichen Unterschieden“. Rückkehr, so könnte es laufen, ist heute eine globale „Veranstaltung“. Die popkulturellen Produktionen der "Dritten Welt" erringen eine Definitions- und Innovationsmacht nicht, weil sie überall zuhause sind, sondern weil sie den Anspruch stellen, dass das Zuhause überall - für jede und jeden - ein realer Ort sein muß. An dem sich leben, lieben, feiern und arbeiten lässt.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Pop 003


Ihre Funktion für Abgrenzung und Protest hat die Pop(Kultur) längst verloren. Was macht sie wirkmächtig? Pop(Musik) mäandert permanent an der Grenze zur Sinnlosigkeit. Das ist ihr Privileg. Eine Art Karneval und Kehraus der Sinne und Körper jenseits bürgerlicher Betulichkeit. Austritt aus Pflicht und Alltag. Allein, wie in Geselligkeit. Das verträgt sich durchaus mit einem durchrationalisierten Leben. In Produktion, Vertrieb und Vermarktung ist die Pop(Kultur) von anderen Waren und Dienstleistungen ohnehin nicht zu unterscheiden. Im „Verzehr“, im Gebrauch liegt der „Gewinn“. „Sinn“, sagt Luhmann, „ist laufendes Aktualisieren von Möglichkeiten“. Wer aber will ständig laufen? Pop(Musik) - bei aller Rasanz - stellt still, blendet ab und fokussiert auf Erleben, Gefühl und Körperlichkeit. Das ist, wenn auch zeitlich befristet, eine Entscheidung. Nicht „die Entwicklung der (Pop)Kultur (ist) zum Stillstand gekommen“, wie Balzer meint. Die (Pop)Kultur ist vielmehr Mittel, um Stillstand zielgerichtet und selbstbestimmt zu erzeugen. Ist das verwerflich? Nö.

Dienstag, 26. Juli 2011

Pop 002


Nüchterner betrachtet hat die Pop(Musik) als (treibender) Teil und ästhetischer Ausdruck einer auf Liberalisierung, Pluralisierung und Demokratisierung drängenden Bewegung in dem Maße an Biß, an Gebrauchswert für gesellschaftliche Auseinandersetzungen eingebüßt, wie gesellschaftliche Orientierungen, Sozialisations- und Integrationsmuster und Institutionen dieser „Spur“ folgten. Pop(Musik) hat ohne Frage die Welt verändert. Heute genügt sie sich weitgehend selbst. Sie gehört zum etablierten Kanon zeitgenössischer Kunst und Kultur. Ihre längst reflexiv gewordene und Tradition bildende Formenvielfalt, ihre ästhetische Ausdruckskraft wie auch musikalische Innovationen entwickelt und differenziert sie nach Maßgabe eigener, interner musikalischer Strukturen und Standards. Anreichern, umschichten, neue Koppelungen, technisch induzierte „Sprünge“ und weltweites musikalisches „Schürfen“ sind die heute geläufigen Formen, auf musikalische Entdeckungsreise zu gehen. Nichts ist unmöglich, nichts ist wirklich neu. Echte Originalität ist und bleibt ein „Katheder-Phänomen“. „Retro“ arbeitet am „Erbe“, an aufgehäuftem Tonmaterial, an Abtrag und Recycling von Klangbergen. Bei aller Formenvielfalt ist Pop(Musik) allerdings - wie alles auf dieser Welt - endlich. Das menschliche Ohr setzt Grenzen, die sich auch durch Einnahme natürlicher wie chemischer Substanzen nicht "substanziell" verrücken lassen. Was bleibt? Jens Balzer hat vermutlich die 40 überschritten. Was ihm zu Ohren kommt, hat er alles schon mal in der einen wie der anderen Form gehört. Das Privileg der Jungen, auch Altes neu, da erstmals, hören zu können, ist dahin. Mit dieser „Kränkung“ wird mann/frau leben müssen. Weiter geht’s trotzdem. Wohin? Lassen wir uns überraschen. Das klappt immer.

Montag, 25. Juli 2011

Pop 001


Pop(Musik) ist Zeit. Zeitgewinn, Zeitvertreib, Zeitgeist. Die Münze, in der gezahlt und Stimmungen, Körperdress, Ästhetik, Waren und Weltsicht geprägt werden. Pop ist mit uns „im Reinen“. Aber sind wir es auch mit Pop? Jens Balzer, verantwortlich für die anregendsten und spannendsten Konzert- und Theaterkritiken in der Berliner Zeitung, rief jüngst eine Zeitenwende aus: „Wir leben in einer Epoche jenseits jeder echten Originalität.“ Woher diese - beunruhigende, wie er meint - Eingebung? Der Musik neuer Bands - How To Dress Well, L.A. Vampires, Grouper, Washed Out - lauscht er ab, dass schöpferische Kreativität sich nur mehr in der möglichst originellen Wiederbelebung vergangener Pop-Epochen auszudrücken vermag. Der gesamte Pop, so resümiert Balzer, hat sich „aus dem Kontinuum der historischen Entwicklung gelöst und ist in eine universelle Gegenwart getreten: eine Gegenwart freilich, die nicht mehr in freudiger Erwartung zukünftiger Innovationen erzittert, sondern die sich ganz an der Vergegenwärtigung von Vergangenem erfreut.“ Pop ist sie, so lesen wir das, los. Die - gerichtete - Zeit. Popkultur, heute erdumspannend, universell, bleibt ohne Versprechen auf Transzendenz oder zumindest doch "Fortschreiten" im Takt der Generationenabfolge. Stillstand und Erfüllung. Der Stachel gezogen. Ausgezittert. Ist das so?

Sonntag, 24. Juli 2011

Schaulust


Das ist das Schöne. An Neukölln und den Neuköllnerinnen und Neuköllnern. Der Sinn für Funktionalität muß zurückstehen, wenn die Schaulust gebietet, ein ästhetisches Arrangement in Szene - in’s Straßenbild - zu setzen. Ein Rad ist eben nicht nur ein Rad.

Samstag, 23. Juli 2011

Freitag, 22. Juli 2011

Sonntag, 17. Juli 2011

Samstag in Neukölln


Kommen Bekannte und Verwandte in die Stadt, läuten alle Glocken. Wohin, warum, wie teuer is’ denn det’ und müssen wir womöglich die Bagage die ganze Nacht durch Berlin schaukeln. In Neukölln - nirgendwo anders auf der Welt wäre dies möglich - kann man ganz entspannt den Besuch in’s eigene Tagesprogramm, zumindest an einem Samstag, einbinden. Einkauf früh erledigen, wichtig! Dann rauf, hatten wir eh vor, auf’s Feld, die Leute müde laufen. Aha, so weit is’ Berlin! Toll! Die Gartenfreunde staunen. Weiter, da gleich um die Ecke, Kaffee trinken im Körner Park. Unverständlich für Nichtberlinerinnen, dass so ein Ort für normale Menschen zugänglich ist und in der Orangerie mit bezirklichen Geldern Bilder, Skulpturen und Installationen ausstellt. Punkte gemacht, die Kulturfraktion ruhiggestellt, mediterane Gefühle geweckt. Auf der Rückfahrt in’s traute Heim eine kurze Rast am Richardplatz, Einkehr in’s Böhmische Dorf. Innehalten. Die Historikerinnen bedient. Zurück im Heim der Mittagsschlaf. Dann raus, durch’s Quartier spaziert und ein Lokal gewählt. Was, ob der großen Auswahl, nicht schwierig ist, aber Diskussionen über Geschmack und Essensgewohnheiten erfordert. Klappt. Bei Chez Dang. Familienbetrieb, lecker Essen, gute Gespräche. Essen rutscht bei Bewegung. Dvora Miles hilft, Antonello Marafioti (piano), Josh Holt (bass) und Pedro Vera (trumpet) begleiten. Großartig! Der Yuma-Bar sei Dank. Die popkulturell Interessierten haben Stoff für zwei Wochen. Zum Auskehr in’s Broschek, jungen Leuten aus aller Welt beim Plausch auf engem Fußweg Gesellschaft leisten. Das reicht. Die lieben Anverwandten tragen’s in die weite Welt: Neukölln kann’s.

Donnerstag, 14. Juli 2011

Mittwoch, 13. Juli 2011

Dienstag, 12. Juli 2011

Montag, 11. Juli 2011

Dienstag, 5. Juli 2011

Aha




Neuköllner Pfirsiche machen sich 'nen Kopp'.

Sonntag, 3. Juli 2011

Samstag, 2. Juli 2011

Freitag, 1. Juli 2011