Dienstag, 26. Juli 2011

Pop 002


Nüchterner betrachtet hat die Pop(Musik) als (treibender) Teil und ästhetischer Ausdruck einer auf Liberalisierung, Pluralisierung und Demokratisierung drängenden Bewegung in dem Maße an Biß, an Gebrauchswert für gesellschaftliche Auseinandersetzungen eingebüßt, wie gesellschaftliche Orientierungen, Sozialisations- und Integrationsmuster und Institutionen dieser „Spur“ folgten. Pop(Musik) hat ohne Frage die Welt verändert. Heute genügt sie sich weitgehend selbst. Sie gehört zum etablierten Kanon zeitgenössischer Kunst und Kultur. Ihre längst reflexiv gewordene und Tradition bildende Formenvielfalt, ihre ästhetische Ausdruckskraft wie auch musikalische Innovationen entwickelt und differenziert sie nach Maßgabe eigener, interner musikalischer Strukturen und Standards. Anreichern, umschichten, neue Koppelungen, technisch induzierte „Sprünge“ und weltweites musikalisches „Schürfen“ sind die heute geläufigen Formen, auf musikalische Entdeckungsreise zu gehen. Nichts ist unmöglich, nichts ist wirklich neu. Echte Originalität ist und bleibt ein „Katheder-Phänomen“. „Retro“ arbeitet am „Erbe“, an aufgehäuftem Tonmaterial, an Abtrag und Recycling von Klangbergen. Bei aller Formenvielfalt ist Pop(Musik) allerdings - wie alles auf dieser Welt - endlich. Das menschliche Ohr setzt Grenzen, die sich auch durch Einnahme natürlicher wie chemischer Substanzen nicht "substanziell" verrücken lassen. Was bleibt? Jens Balzer hat vermutlich die 40 überschritten. Was ihm zu Ohren kommt, hat er alles schon mal in der einen wie der anderen Form gehört. Das Privileg der Jungen, auch Altes neu, da erstmals, hören zu können, ist dahin. Mit dieser „Kränkung“ wird mann/frau leben müssen. Weiter geht’s trotzdem. Wohin? Lassen wir uns überraschen. Das klappt immer.

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