Dienstag, 24. März 2009
Die Donaustraße hat ein Dilemma. Gleich am Anfang. Von der Reuterstraße aus kommend, lässt es sich einsehen, die Donaustraße nicht. Ein kleiner Rechtsknick in Höhe der Pannierstraße hemmt den Blick. Erst danach verläuft sie schnurgerade und lässt Durchsicht bis zur Erkstraße. H. ist im Begriff, Geld gegen Sorgenerlaß in’s Dilemma zu tragen. 70’er Jahre Ambiente, rockgeschwängert, immer gut für’s letzte Bier vorm Frühstück. Die Tür bereits halb geöffnet, wendet sie sich, nach kurzem Blick in’s Innere, mir zu. Ja, sagt sie. Ich warte. Sie fängt alle ihre Sätze mit Ja an. Eine Art Einkehr. Inneres Sammeln und Ordnen, bevor Gedanken geformt sind und Sätze die Welt erreichen. Vermute ich. Kann natürlich falsch sein und lediglich Verlegenheit überbrücken. Am Anfang. Oder pure Gewohnheit. Ja, sagt sie. Vielleicht, fällt mir noch ein, ist’s die Vorsicht. Was raus ist, ist raus. Unwiederbringlich und ungeschützt. Wir brauchen, sagt sie, ein neues Modell. Ich runzele die Stirn, was ihr nicht verborgen bleibt. Das Parkhaus, sagt sie, ist ein Relikt der 60’er Jahre, kennt den Kreisverkehr von unten nach oben, von oben nach unten. Rein und raus im 24-Stunden-Rhythmus. Ein Versprechen von Freiheit. Die Etage suche ich mir aus. Oben, unten, egal, solange nicht alles belegt ist. Der „Eintritt“ wird rückerstattet. Vom Kaufhaus. Auto-Kratie. Hierarchie enthoben. Gleichwohl ein unwirtlicher Ort. Kalte Romantik. Nur Durchgang. Dunkel, kahl, beschämend für’s Auge. Baulich verdichtet, gestapelt, dem Platzmangel geschuldet, um der Mobilität willen. Und doch Ausdruck einer ganzen Epoche. Sie bremst ihren Wortfluß. Ich rätsele, was wohl kommen wird. Ja, ein neues Modell, sagt sie schließlich, den Blick senkend, müsste frei sein von Versprechen. Nüchtern. Sagt's und verschwindet im Dilemma. Ich staune.
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